Ein Blick in die Branche: «Es muss künftig weiter erneuert und gebaut werden»

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Andreas Felix

Die rund 100 Mitglieder des Graubündnerischen Baumeisterverbandes (GBV) leisten einen wesentlichen Beitrag für die Erschliessung des gesamten Kantons mit Strassen, Schienen und weiteren Infrastrukturbauten. Gleichzeitig sorgen sie mit dem Bau von Wohn- und Gewerbeliegenschaften dafür, dass alle Täler bewohnbar bleiben.

Hochbau, Tiefbau, Strassenbau und Untertagebau sind die wichtigsten Sparten, in denen die Bündner Baumeister tätig sind. Gemäss Geschäftsführer Andreas Felix vereinigen die rund 100 Mitglieder des Graubündnerischen Baumeisterverbands dreiViertel der Beschäftigten des Bauhauptgewerbes. Dem Gesamtarbeitsvertrag für das Bauhauptgewerbe sind insgesamt 260 Betriebe ganz oder teilweise unterstellt, viele davon sind aber Kleinbetriebe oder Alleinunternehmer.

Grosse Dimensionen
In Graubünden wird viel gebaut, gerade im Sommer sind überall Baustellen zu sehen. Die Dimensionen des Bauhauptgewerbes sind gross: Pro Jahr werden rund eine Milliarde Franken verbaut, davon rund 55 Prozent im Tiefbau und 45 Prozent im Hochbau. Während der Hauptsaison sind in Graubünden rund 5000 Personen im Bauhauptgewerbe tätig. Je ein Drittel davon sind Schweizer, in der Schweiz niedergelassene ausländische Mitarbeitende und Kurzaufenthalter oder Grenzgänger. Damit leistet das Bauhauptgewerbe einen Beitrag von 9,4 Prozent an die Gesamtwertschöpfung.Der Arbeitskräftemangel ist auch im Bauhauptgewerbe zu spüren. Da zwei Drittel der Mitarbeitenden Ausländer sind oder einen ausländischen Hintergrund haben, hat die wirtschaftliche Entwicklung in den Heimatländern einen gewichtigen Einfluss auf den Arbeitsmarkt in der Schweiz. Gemäss Felix «sind bei uns wie in anderen Berufen auch, insbesondere die qualifizierten Fachkräfte und Kader knapp. Einen derart angespannten Arbeitsmarkt habe ich in der Branche kaum je erlebt.» Dies hatte zur Folge, dass Bauherrschaften auf die Ausschreibung von Bauarbeiten teilweise nur wenige oder in Extremfällen gar kein Angebot eingereicht erhielten. «Auch die Belastung ist zuletzt grösser geworden. Die Abwanderung aus der Branche ist eines der Probleme, die sich stellen. Zusammen mit der FHGR ist der GBV daran, eine Studie zu erarbeiten mit konkreten Lösungsansätzen, um diesem Phänomen entgegenzuwirken. Zentraler Bestandteil des Projekts ist eine Befragung bei den betroffenen Mitarbeitenden, um ihre Bedürfnisse abzuholen.Die Aus- und Weiterbildung ist eine wichtige Aufgabe des Baumeisterverbandes. «Bei der Berufswahl gibt es immer Modeströmungen. Diese erkennen und bei jungen Leuten Interesse und Begeisterung wecken, das wird immer wichtiger», sagt Felix. Seit rund zehn Jahren beteiligen sich sämtliche Mitgliederbetriebe über den Bildungsbeitrag an den Ausbildungskosten. Felix spricht von Solidarität, trotz oder gerade wegen der Konkurrenzsituation. «Im Kontext zur angespannten Situation auf dem Arbeitsmarkt ist es wichtig, dass wir gemeinsam an der Zukunft des Bauhauptgewerbes arbeiten.»

Gute Aussichten
Die Bündner Bauwirtschaft hat in den letzten 20 Jahren verschiedene Phasen erlebt. Der Umsatz nahm zu, die Anzahl Betriebe und Beschäftigte dagegen ab. Einschneidend war die Finanzkrise und vor allem die Zweitwohnungsinitiative. Keinen grossen Einfluss hatte die Frankenaufwertung. Die Coronapandemie im Zusammenhang mit den tiefen Zinsen hatte sogar einen positiven Einfluss auf die Bautätigkeit. Aktuell ist das Bauhauptgewerbe gemäss Felix insgesamt gut aufgestellt. Trotzdem werden von der Branche und den Betrieben Anstrengungen nötig sein, um den künftigen Ansprüchen gerecht zu werden. Co²-Emissionen, Digitalisierung und Automatisierung sind Herausforderungen, denen man sich stellen muss, die gleichzeitig aber auch eine Chance sind. Die Bautätigkeit wird in Graubünden eher zunehmen, denn «wenn wir die Klima- und Energiestrategie umsetzen wollen, dann muss gebaut werden. Energetische Sanierungen und Ersatzneubauten, neue Energieproduktionsanlagen und Schutzbauten sind mit Investitionen verbunden», so Felix. Die Infrastruktur im Tiefbau muss unabhängig von der Konjunktur laufend erneuert werden. Schlussendlich blickt Felix optimistisch in die Zukunft: «Es muss künftig weiter erneuert und gebaut werden, damit leben, arbeiten und Ferien verbringen in Graubünden attraktiv und sicher bleibt.»

 

Graubündnerischer Baumeisterverband

Gründungsjahr: 1906
Mitgliederbetriebe: 104
(Jahresbericht 2022)
Berufe Grundausbildung: Maurer, Baupraktiker, Strassenbauer, Strassenbaupraktiker, Grundbauer, Grundbaupraktiker, Pflästerer, Industrie- und Unterlagsbodenbauer, Unterlagsbodenpraktiker, Gleisbauer, Gleisbaupraktiker, Betonwerker, Steinwerker, Steinmetz, Steinbildhauer, Bauwerktrenner.
Weitere Infos: Ö www.gbv.ch

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