Berufswahl: Im Autogewerbe steigen die Zahlen der Lernenden

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Die Sektion Graubünden des AutoGewerbe Verband Schweiz (AGVS GR) gilt in Ausbildungsfragen als eine der innovativsten im Land. Die grossenAnstrengungen der BGV-Sektion zahlen sich aus. 68 Lernende sind im August 2023 zu ihrer Ausbildung gestartet. Die Anzahl der Lernenden ist in den vergangenen Jahren dank diversen Massnahmen gestiegen.

Nicht in allen Berufen gehen die Anzahl Lernende zurück. Ein Beispiel ist das Autogewerbe. Der BGV hat beim AGVS GR nachgefragt, wie der Berufsverband es schafft, mehr Lernende für die verschiedenen Berufe des Autogewerbes zu gewinnen. Wir waren zu Besuch bei Jan Giger, Präsident der Berufsbildungskommission des AGVS GR. Als Giger im Januar 2021 die Verantwortung für die Berufsbildung übernahm, waren die Lernendenzahlen am Sinken. Gerade einmal 39 Lernende starteten im Sommer 2020 ihre Ausbildung. Zehn Jahre zuvor waren es noch über 60 Lernende. «Das war der Tiefpunkt und zugleich das Signal, etwas verändern zu müssen.» Der Berufsverband, der schon vorher in der Berufsbildung sehr aktiv war, hat die Aktivitäten weiterentwickelt, um Lernende zu finden. Diese tragen Früchte. In diesem Sommer haben in Graubünden 68 Lernende eine Lehre im Autogewerbe begonnen. «Erfreulich ist zudem, dass die Zahl der weiblichen Lernenden von Jahr zu Jahr am Steigen ist», sagt Giger.

Miteinander statt gegeneinander
Der AGVS GR verfügt seit den Neunzigerjahren über ein eigenes Ausbildungszentrum in Chur. Dort finden nicht nur üK-Kurse und Weiterbildungen, sondern auch der Fachkundeunterricht der Berufsschule sowie der Unterricht der höheren Berufsbildung der ibW im Bereich des Autogewerbes statt. Giger, Geschäftsführer der AMAG-Niederlassung in Chur, zeigt stolz und mit einem Lächeln auf dem Gesicht das Ausbildungscenter. «Hier entsteht unsere Zukunft.» Er weiss, wovon er spricht. Zwischen 1997 und 2001 hat er in der Garage Koller in Arosa eine Ausbildung zum Automechaniker absolviert. Weiterbildung um Weiterbildung folgten, Stufe um Stufe ist er beruflich aufgestiegen. «Der Fachkräftemangel macht vor unserer Branche keinen halt. Umso wichtiger ist es, dass wir mit guten Ausbildungsplätzen selbst für qualifizierte Arbeitskräfte sorgen», sagt Giger. Dies ist nur möglich, weil die Branche die Zeichen der Zeit erkannt hat. Miteinander statt gegeneinander, lautet trotz der Konkurrenzsituation das Motto, zumindest was die Berufsbildung betrifft.

Strukturierte Schnupperlehren
Unabhängig, bei welchem Betrieb ein/e Schüler/in Interesse für den Beruf oder eine Schnupperlehre anmeldet, durchlaufen alle einen identischen Weg. Schnupperlehre, Schnuppertagebuch und Beurteilung der Fähigkeiten verlaufen zwischenzeitlich in den meisten Ausbildungsbetrieben nach dem gleichen Programm. Der ganze Ablauf wird vom Sekretariat des AGVS GR, welches bei der Geschäftsstelle des BGV angesiedelt ist, koordiniert. Interessierte Schüler/innen absolvieren zuerst einen Eignungstest. Die Anmeldung erfolgt online und der Test kann bei der ibW in Chur oder bei der Gewerbliche Berufsfachschule Samedan durchgeführt werden. Fällt der Test für einen der drei technischen Berufe positiv aus, kann eine Schnupperlehre bei einem Ausbildungsbetrieb vereinbart werden. «Jede einzelne Tätigkeit bei der Schnupperlehre ist nach einem Plan vorgegeben, egal in welcher Garage die Jugendlichen die Schnupperlehre absolvieren.» Die Schnuppernden erfassen ihre Erfahrungen in einem Schnuppertagebuch während der Arbeitszeit. Die Daten der Schnuppernden werden erfasst und den Mitgliedern des Verbandes zugänglich gemacht, sofern der Schnupperbetrieb die Person nicht für die Berufslehre anstellt. So können andere Betriebe die interessierten Jugendlichen kontaktieren. «So gehen interessierte Jugendliche, die keine Lehrstelle im Schnupperbetrieb erhalten, unserer Branche dadurch nicht verloren. Wir
haben so einen Kandidaten-Pool», so Giger.

Autoberufe mit VR-Brille erkunden
Der Berufsverband setzt auch bei der Bewerbung des Berufs auf Innovation. «Attraktiv für junge Leute sein und ihnen eine Perspektive bieten», fasst Giger den eingeschlagenen Weg zusammen. «Wir müssen innovativ sein, wenn wir uns als Autogewerbe in Zukunft auf dem Arbeitsmarkt behaupten wollen», erklärt Giger. An der Berufsmesse Fiutscher vom 15. bis 19. November sind neu alle «Radberufe» an einem Stand vertreten. Für den Auftritt hat der AGVS GR eigens eine virtuelle Umgebung gestalten lassen, wo die Schüler/innen mittels VR-Brille in die Welt der Autoberufe eintauchen können. So können sie spielerisch und ortsunabhängig den Berufsalltag kennenlernen. «Unter Anleitung können sie an unserem Stand zum Beispiel eine Bremsscheibe wechseln.» Giger ist überzeugt, dass damit die Berufe den Schülern nähergebracht werden und das Interesse geweckt werden kann. Das an der Berufsmesse Fiutscher erstmals zur Anwendung kommende Projekt konnte aufgrund der Initiative von Markus Riedhauser aus der Region Viamala in Zusammenarbeit mit der Mountain Projects Gmbh realisiert werden. Der AGVS GR konnte dabei mit der Finanzierung eine Vorreiterrolle einnehmen. Ziel ist es, in der Branche das Tool auch anderen Regionen und kantonalen Verbänden zugänglich zu machen. Die Digitale Welt lässt dann auch einen grossen Spielraum in der Darstellung sowie möglicher Partnerschaften mit Unternehmen und Verbänden zu. Der AGVS GR hat insgesamt vier VR-Brillen im Einsatz, welche in der Zukunft nach der Fiutscher 2023 den Oberstufen und Unternehmen im ganzen Kanton zur Verfügung gestellt werden können.

 

Die Berufe des Autogewerbes

185 Mitglieder zählt die Sektion Graubünden des Auto Gewerbe Verbandes. Rund 220 Lernende werden aktuell in 90 Betrieben ausgebildet:

  • Automobil-Mechatroniker EFZ Fachrichtung Personenwagen: 75 Lernende
  • Automobil-Mechatroniker EFZ Fachrichtung Nutzfahrzeuge: 18 Lernende
  • Automobil Fachmann EFZ Fachrichtung Personenwagen: 87 Lernende
  • Automobil Fachmann EFZ Fachrichtung Nutzfahrzeuge: 8 Lernende
  • Automobil Assistent EBA: 16 Lernende
    (Zahlen 2022)

Weitere Informationen: www.agvs-gr.ch

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