Regierungsratswahl: Wer setzt sich am besten für die Wirtschaft ein?

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Am 15. Mai 2022 wählt die Bündner Stimmbevölkerung neben dem Grossen Rat auch die Bündner Regierung neu. Diese Wahlen haben einen grossen Einfluss auf die Wirtschaftspolitik Graubündens für die nächsten Jahre, denn viele politische Themen, welche die KMU’s im Kanton betreffen, werden von der Regierung massgeblich mitgeprägt. Daher haben wir den fünf Kandidaten und der Kandidatin folgende Fragen gestellt:

  1. Welchen Beruf wollten Sie als Kind erlernen?
  2. Mit welchen konkreten Massnahmen werden Sie sich als gewählte/r Regierungsrat/rätin für die Bündner Wirtschaft einsetzen?
  3. Arbeitskräftemangel ist in aller Munde. Wie kann Graubünden als Arbeits- und Wohnkanton attraktiver werden?
  4. Die immer stärker werdende Bürokratie und Regulierungsdichte ist das grösste Problem für die Bündner KMU’s. Was werden Sie unternehmen, damit die Bürokratielast bei Unternehmen im Kanton abnimmt?
  5. Welche Regulierung oder welches Gesetz kann Ihrer Meinung nach auf Kantonsebene gestrichen werden?

Smartvote-Wahlempfehlung: Die Prozentzahl «XX Prozent wirtschaftsfreundlich» zeigt die Übereinstimmung der Haltung der Kandidaten zur Haltung der Dachorganisationen der Wirtschaft Graubünden DWGR im Rahmen des smartvote-Fragebogens. Wie die Kandidaten zu den 30 wirtschaftsrelevanten Fragen des smartvote-Fragebogens stehen, die Haltung der DWGR sowie die Spider sind zu finden unter www.dwgr.ch/wahlen.

Martin Bühler, 83% wirtschaftsfreundlich

Leiter des Amts für Militär und Zivilschutz / Chef Kantonaler Führungsstab, FDP, Fideris

  1. Pilot oder Arzt.
  2. Der Kanton soll sich darauf konzentrieren, dass alle Rahmenbedingungen stimmen, von der Infrastruktur über die Ausbildungen bis zu den Steuern. So nützt er dem Gewerbe mehr, als mit direkten Eingriffen.
  3. Wir müssen Anreize schaffen, dass genügend bezahlbarer Wohnraum zur Verfügung gestellt wird. Gute Ausbildungsmöglichkeiten für Kinder und Jugendliche über das gesamte Kantonsgebiet hinweg sind zentral. Mit Blick auf unsere demografische Entwicklung sind die vermehrte Berufstätigkeit der Frauen wie auch die Integration von Migranten durch Ausbildung ebenfalls wichtige Aspekte.
  4. Alles, was möglich ist, ist auf der Ebene und in der Kompetenz der Gemeinden zu platzieren oder zu belassen. Auch gilt es, nicht wegen bspw. vereinzeltem Missbrauch sofort zu neuen Gesetzen greifen, sondern viel mehr die Digitalisierung in der kantonalen Verwaltung voranzutreiben.
  5. Einige etwas antik anmutende Regelungen sind noch in Kraft, die dem Gewerbe zusätzliche Kosten aufbürden. Ein Beispiel: www.gr-lex.gr.ch/app/de/texts_of_ law/935.300

Marcus Caduff, 76% wirtschaftsfreundlich
Regierungspräsident, Die Mitte, Morissen und Domat/Ems

  1. Erst Mechaniker, dann Landwirt, dann Pilot.
  2. Die fehlenden Fachkräfte werden zur wichtigsten Herausforderung für die Wirtschaft. Die Erarbeitung von Lösungen ist eine gemeinsame Aufgabe aller Akteure. Bei der hiesigen Kostenstruktur ist die Innovationsfähigkeit der Unternehmen entscheidend. Daher ist der Austausch zwischen Bildung, Forschung und Wirtschaft entscheidend.
  3. Aktivierung des Fachkräftepotenzials mit flächendeckenden und erschwinglichen Kinderbetreuungsangeboten. Graubünden als attraktiver Lebens- und Arbeitsraum mit innovativen Unternehmen kommunizieren. Optimierung von Arbeitsschritten dank Unterstützung von Digitalisierungsvorhaben.
  4. Beim Vollzug der Härtefallhilfen und der Kurzarbeitsentschädigung hat mein Departement gezeigt, dass wir die Prozesse so unbürokratisch wie möglich halten. Ich fordere die KMU’s auf, uns zu melden, wo die bürokratischen Hürden hoch sind, damit wir diese abbauen können.
  5. Aus meiner Wahrnehmung haben wir im Bereich Volkswirtschaft und Soziales keine Gesetze, die gestrichen werden könnten. Wäre dies der Fall, hätten wir es längstens getan.

Roman Hug, 81% wirtschaftsfreundlich
Selbstständiger Architekt/ Gemeindepräsident, SVP, Says

  1. Mir war schon früh klar, dass ich Architekt werden möchte.
  2. Als Regierungsrat werde ich mich mit aller Kraft für Bildungsangebote einsetzen, welche einen engen Bezug zur ortsansässigen Wirtschaft haben. Eine Alpenuniversität gehört für mich nicht dazu und bringt keinen direkten Nutzen für die Bündner Wirtschaft.
  3. In erster Linie müssen zwingende Korrekturen in der Raumplanung angebracht werden. Dies gewährleistet Entwicklungspotenzial für Unternehmungen, schafft aber auch bezahlbaren Wohnraum für Fachkräfte.
  4. In meinem zukünftigen Departement müsste die Verwaltung immer die Differenz von kantonalen Regelungen zu zwingendem Bundesrecht aufzeigen. Ich bin mir sicher, dass man vielerorts noch grosses Potenzial für liberalere Lösungen finden würde.
  5. Revisionen des Raumplanungs- sowie Energiegesetzes zielen in wichtigen Bereichen in die falsche Richtung. Zudem möchte ich bei der Umsetzung der IVÖB den Preis des liberalsten Kantons ergattern – also weg mit unnötig einschränkenden Bestimmungen.

Carmelia Maissen, 57% wirtschaftsfreundlich
Gemeindepräsidentin Ilanz/Glion, Die Mitte, Castrisch

  1. Zuerst Anwältin, dann Dirigentin.
  2. Zusammen mit den Regionen und Gemeinden ist die Erschliessung mit Ultrabreithochband voranzutreiben. Zudem muss die Berufsbildung mit den sich verändernden Berufsbildern Schritt halten, und es braucht mehr Kraft in angewandter Forschung und Entwicklung.
  3. Um mehr Eltern im Arbeitsmarkt zu halten, respektive dahin zurückzubringen, braucht es in allen Regionen bezahlbare familienergänzende Kinderbetreuung, im Vorschulalter und auf Primarstufe. Und es sind Arbeitsbedingungen gefragt, die das Bedürfnis der jüngeren Generation nach Vereinbarkeit von Beruf und Privatem decken.
  4. Bei der Digitalisierung des Kontakts von Wirtschaft und Verwaltung besteht noch Luft nach oben. Würden konsequenter Medienbrüche und Schnittstellen abgebaut, könnten administrative Prozesse vereinfacht und beschleunigt werden.
  5. Dass von professionellen Fotografen gemachte digitale Porträtfotografien nicht mehr für die Anfertigung eines Reisepasses zulässig sind. Früher war das problemlos möglich

Jon Domenic Parolini, 74% wirtschaftsfreundlich
Regierungsrat, Forstingenieur, Dr. sc.techn. ETH, Die Mitte, Scuol und Chur

  1. 1. Pilot
  2. Ich werde mich weiterhin für den Green Deal und die Kreislaufwirtschaft einsetzen, welche dem Klima und der lokalen und regionalen Wirtschaft zu Gute kommen. Des Weiteren setze ich mich für den Bau des neuen Fachhochschulzentrums der FHGR und die noch bessere Förderung der verschiedenen Aus- und Weiterbildungsmöglichkeiten in Graubünden zur Milderung des Fachkräftemangels in der Wirtschaft ein.
  3. Ich setze mich für bedarfsgerechte Ausund Weiterbildungsangebote, für die Sport- und Kulturförderung, für die Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie für die Gleichstellung ein.
  4. Ich setze mich für die Förderung der digitalen Transformation in verschiedenen Bereichen und für das E-Governement ein. Ich bin jederzeit offen für weitere sinnvolle Vorschläge, welche zu einem Abbau von Bürokratie und Regulierungsdichte führen!
  5. Ich sehe es als meine ständige Aufgabe als Regierungsrat öffentliche Aufgaben periodisch auf ihre Notwendigkeit, Wirksamkeit und Finanzierbarkeit zu prüfen.

Peter Peyer, 44% wirtschaftsfreundlich
Regierungsrat, SP, Trin

  1. Polizist oder Pfarrer.
  2. Die Umsetzung des Green-Deal, beispielsweise eine Solar-Offensive und Gebäudesanierungen, schaffen Jobs im Gewerbe. Die Klärung der Beziehungen zur EU gibt Stabilität und stärkt den Wirtschafts- und Forschungsplatz Graubünden.
  3. Gute Rahmenbedingungen für die Bevölkerung wie bezahlbare Kita-Plätze, faire Anstellungsbedingungen und Löhne, bezahlbarer (gemeinnütziger) Wohnraum, erschwingliche Krankenkassenprämien und mehr Stipendien für Aus- und Weiterbildung machen Graubünden attraktiv und stärken die KMU, weil motivierte und gut ausgebildete Mitarbeitende auch gute Leistung bringen.
  4. Bei Problemen suche ich das offene und direkte Gespräch mit allen Beteiligten an einem Tisch. So lässt sich vieles unbürokratisch und schnell lösen.
  5. Der Gesetzgeber ist der Grosse Rat, nicht die Regierung...

Hans Vetsch, 69% wirtschaftsfreundlich
Parteilos, Grüsch, Dipl. Arch. ETH/SIA

Bei Redaktionsschluss des "Bündner Gewerbe" war noch nicht bekannt, dass Hans Vetsch kandidiert. Sein Smartvote-Profil und das der anderen Kandidaten können Sie hier einsehen.

Die Kandidaten von links: Marcus Caduff, Jon Domenic Parolini, Martin Bühler, Carmelia Maissen, Peter Peyer, Roman Hug, Hans Vetsch

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