Was gegen den Arbeitskräftemangel getan werden kann

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Lange war die Abwanderung und der Fachkräftemangel ein Problem der Randregionen in Graubünden. Doch aktuell herrscht bereits in allen Regionen und Branchen ein Arbeitskräftemangel, der alle Qualifikationsstufen betrifft. Dies zeigten zwei Umfragen der Dachorganisationen der Wirtschaft Graubünden in diesem Jahr. Die anstehende Pensionierungswelle der Baby-Boomer-Generation wird die Problematik weiter verschärfen. Eine neue Studie des Wirtschaftsforums Graubünden formuliert eine Prognose für 2040 und zeigt, was gegen den Arbeitskräftemangel getan werden kann.

Brigitte Küng/Bl. Die Studie des Wirtschaftsforums prognostiziert bis zum Jahr 2040, dass rund 30 000 Arbeitskräfte in Graubünden fehlen dürften. Im Bericht werden nicht nur die Ursachen aufgezeigt, sondern auch rund 30 Massnahmen und konkrete Handlungsfelder vorgeschlagen, welche auf der Ebene der Politik und der Unternehmen ergriffen werden können. Angesetzt werden kann bei der Erhöhung des Arbeitskräfteangebots und bei Massnahmen zur Verringerung des Arbeitskräftebedarfs.

Demografie, Abwanderung und Wirtschaftswachstum als Ursache

Der Hauptgrund für die ungünstige Prognose stellt die Demografie dar. Die Zahl der Baby-Boomer in Graubünden, die das Rentenalter erreichen, übertrifft in den kommenden Jahren die Zahl der jungen Menschen, die neu ins Erwerbsleben einsteigen um rund das Zweifache. In Graubünden präsentiert sich diese Verschiebung noch ausgeprägter als im Rest der Schweiz. Der höhere Anteil an älteren Personen hat auch mit der Abwanderung der jungen Erwachsenen für Ausbildung und Karriere zu tun. Dieser Trend liess sich in den letzten Jahrzehnten nicht stoppen. Graubünden ist heute schon stark auf die Zuwanderung aus dem Ausland und auf Grenzgänger und Pendler angewiesen. Würde die Bündner Wirtschaft nicht mehr wachsen, würden «nur» rund 10000 Arbeitnehmer/innen im Jahr 2040 im Vergleich zu heute fehlen. Nimmt man ein durchschnittliches Wirtschaftswachstum Graubündens in den nächsten 20 Jahren von rund 1.7% pro Jahr hinzu, bei einer Produktivitätssteigerung um 1%, dürfte gemäss den Berechnungen eine Lücke von bis zu 30000 Vollzeit-Arbeitskräften resultieren.

Automatisierung, neue Geschäftsmodelle und attraktivere Arbeitgeber

Die Unternehmen können ihren Arbeitskräftebedarf insbesondere durch Automatisierungen und Effizienzsteigerungen verringern. Ein wichtiges Mittel zur Produktivitätssteigerung, und damit zur Einsparung der wertvollen Ressource Personal, ist die Digitalisierung. Aber auch die Anpassung von Öffnungszeiten, Angebotspaletten bis hin zu ganzen Geschäftsmodellen oder notfalls auch das Outsourcing führen zum gewünschten Effekt. Weiter können die Betriebe selber ihre Attraktivität auf dem Arbeitsmarkt steigern, um an Arbeitskräfte ausserhalb des Kantons zu gelangen und Arbeitskräfte in Graubünden zu behalten. Damit kann auch Graubünden als attraktive Arbeitsregion in Erscheinung treten.

Attraktivität von Graubünden als Arbeits- und Wohnort stärken

Ein anderes Handlungsfeld ist die Steigerung der Anzahl der geleisteten Arbeitsstunden der Bündner Bevölkerung. Dank der besseren Vereinbarkeit von Beruf und Familie sowie der Flexibilisierung der Pensionierung kann dies erreicht werden. Die heute vermehrt anzutreffende Teilzeitarbeit erschwert jedoch die Wirkung entsprechender Bestrebungen. Graubünden muss versuchen, vermehrt Pendler, Zuzüger und Zuwanderer aus anderen Kantonen und dem Ausland zu gewinnen – auch solche, die von hier abgewandert sind. Der Wettbewerb um Arbeitskräfte wird sich in der Schweiz und Europa markant verschärfen. Daher muss sich der Blick auch auf die Drittstaaten ausserhalb der EU/EFTA richten. Länder wie Australien und Kanada machen es vor, wie die Migrationspolitik und Arbeitsmarktbedürfnisse miteinander verbunden werden können. Solche neuen Instrumente der Arbeitsmigration einzuführen, liegt in der Zuständigkeit des Bundes. Um Zuzüger aus der Schweiz und dem umliegenden Ausland zu gewinnen, muss Graubünden seine Attraktivität als Wohnort steigern und die Rahmenbedingungen verbessern. Die letzten zwei Jahre haben gezeigt, dass Graubünden nicht nur für Zweitheimische ein attraktiver Kanton ist, sondern auch für Familien, welche vermehrt wieder aufs Land ziehen möchten. Der vorhandene Wohnraum ist dabei ein wichtiger Faktor. Aktuell fehlt dieser leider in vielen Gemeinden.

 

Zum gesamten Bericht

«Personal- und Fachkräftemangel in Graubünden: Perspektiven 2040 und Massnahmenvorschläge» www.wirtschaftsforum-gr.ch

 

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