Mehr Eigenverantwortung

Die Gesundheitskosten kennen nur eine Richtung. Sie wachsen unaufhaltsam und doppelt so schnell wie die gesamte Wirtschaft. Die Ursachen sind allgemein bekannt: die demografische Entwicklung und der medizinische Fortschritt. Aber auch die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung sinkt stetig. Heute wird die medizinische Gesundheitsversorgungviel schneller in Anspruch genommen als früher. Es findet ein regelrechter Konsum der Gesundheitsleistungen statt. Die Allgemeinheit zahlt den grossen Teil der Kosten. Die Frage ist, wie lange können wir uns diese Kostensteigerung noch leisten? Und was kann man dagegen tun?

Die Gesundheitskosten sind in den letzten zehn Jahren um rund 40 % gestiegen. Insgesamt wurden im letzten Jahr für die Gesundheit in der Schweiz rund 90 Milliarden Franken ausgegeben. Dies sind mehr als 10 000 Franken pro Person und Jahr. Im Jahr 1990 waren es noch rund 4000 Franken. Ob die Qualität der medizinischen Versorgung in dieser Zeit auch entsprechend gestiegen ist, würde ich bezweifeln. Was ist das Patentrezept der aktuellen Gesundheitspolitik? Es wird weiter munter geplant, gesteuert und reguliert. Und trotzdem sind aktuell viele Medikamente nicht erhältlich. Kann es sein, dass das Gesundheitswesen vor allem an zu viel Regulierung krankt? Auch im Gesundheitswesen würden weniger, dafür aber zielgerichtete Regulierungen mehr Wirkung erzielen.

Eigenverantwortung belohnen
Ein weiterer aus meiner Sicht wichtiger Faktor ist die Prävention und die Eigenverantwortung im Gesundheitsbereich. Dadurch könnten die Kosten am meisten gesenkt werden. Die Eigenverantwortung hat in der Gesundheitspolitik zu wenig Bedeutung. Die Gesundheitskompetenz der Bevölkerung muss gestärkt werden, sodass die Menschen nicht immer zum Arzt «rennen». Jeder soll seine Gesundheit wieder vermehrt selber in die Hand nehmen. Jedem soll freigestellt werden, auf welche Art und Weise er dies tut. Die Eigenverantwortung muss auch finanziell belohnt werden. Menschen, die weniger Gesundheitsleistungen in Anspruch nehmen, sollen dafür auch weniger bezahlen. So wie es bei anderen Versicherungen der Fall ist, sollten die Versicherungsprämien auch bei den Krankenkassen im Zusammenhang mit den in Anspruch genommenen Versicherungsleistungen stehen. Natürlich muss der Solidaritätsausgleich auch weiterhin bestehen. Aber aktuell wird dieser arg überstrapaziert.

Früher Religion, heute Gesundheit
Früher sorgte eine rudimentäre Gesundheitsversorgung dafür, die Leiden und Krankheiten zu lindern und die Menschen im Arbeitsleben funktionsfähig zu erhalten. Für existenzielle Fragen und das soziale Miteinander war die «Religion» zuständig. Die Gesundheit hat heute – so dünkt es mich jedenfalls – die Funktion der «Religion» eingenommen. Die Frage nach dem Leben und dem Tod wird an das Gesundheitswesen delegiert. So kosten auch die letzten Lebensmonate dem Gesundheitswesen in der Regel am meisten. Die Palliativmedizin ist zu stärken, auch im Hinblick auf das psychische und soziale Wohlbefinden. Nicht ein langes Leben, sondern ein qualitativ möglichst gutes Leben sollte im Vordergrund der Gesundheitsversorgung stehen. vor; Vorarlberg in Österreich oder das Südtirol in Italien sind im jeweiligen Land für ihre gute Berufsbildung bekannt.

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