Kommentar des Direktors: Arbeitskräftemangel als Generationenaufgabe

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Graubünden wird in der Schweiz in den kommenden 20 Jahren am stärksten vom Arbeitskräftemangel betroffen sein. Dies zeigen die aktuelle Situation (Grafik 1) und die demografischen Prognosen (Grafik 2). Entsprechend ist die kantonale Politik in allen Bereichen konsequent auf den Arbeitskräftemangel auszurichten. Alle Akteure müssen zusammenarbeiten, sodass Graubünden für Arbeitnehmer und Familien attraktiver wird. Dem Arbeitskräftemangel in Graubünden entgegenzutreten, wird zu einer Generationenaufgabe.

Was die Privatwirtschaft ausmacht, ist der effiziente Umgang mit knappen Ressourcen, sofern die staatlichen Rahmenbedingungen stimmen. Jeder einzelne Betrieb muss künftig seinen Weg finden, um mit der knappen Ressource Mensch umzugehen. Die Bündner Wirtschaft ist dafür grundsätzlich gut aufgestellt. Die Unternehmen im Kanton haben sich der Thematik bereits angenommen. Gefragt sind dabei innovative Ideen und liberale wirtschaftliche Rahmenbedingungen.

Gefäss für Austausch schaffen

Einige der Massnahmen, um gegen den Arbeitskräftemangel anzugehen, sind auf der Bundesebene angesiedelt, wie beispielsweise die Themen Arbeitsmigration, Arbeitsgesetz und Sozialversicherungen. Daneben gibt es Massnahmen, welche wir in Graubünden selber angehen können. Eine der wichtigsten Massnahmen ist der kontinuierliche Austausch und die Stärkung der Zusammenarbeit zwischen Wirtschaft, Politik und Verwaltung. Wie ein solcher künftiger Austausch im Detail aussehen soll, muss geklärt werden. Es ist klar: Beim Arbeitskräftemangel handelt es sich um die strategisch wichtigste Herausforderung Graubündens. Dass wir in Graubünden gemeinsam mit Herausforderungen umgehen können, haben wir in den letzten Jahren gezeigt.

Strategischer Schwerpunkt des BGV

Für den BGV ist der Arbeitskräftemangel ein strategischer Schwerpunkt. So haben wir uns auf kantonaler Ebene dafür eingesetzt, dass die öffentliche Verwaltung im Rahmen der Personalgesetzrevision nicht zu einem übermässigen Konkurrenten für die KMUs auf dem Arbeitsmarkt wird. Im Bereich der familienergänzenden Kinderbetreuung wurde dank dem Einsatz des BGV die Vorlage auf die Bedürfnisse der Wirtschaft ausgerichtet. Bei der nächsten Steuergesetzrevision muss die arbeitstätige Bevölkerung entlastet und Anreize dafür geschaffen werden, dass sich mehr Familien in Graubünden niederlassen. Die Aus- und Weiterbildung ist ebenfalls ein wichtiges Anliegen des BGV. So unterstützt der BGV den Bau des Fachhochschulzentrums und wird sein Engagement im Bereich der Berufsbildung stärken. Der Arbeitskräftemangel steht auch in einem engen Zusammenhang mit der Raumplanung. Gemeinden, die sich räumlich weiterentwickeln möchten, sollen es tun können. Denn wir brauchen genügend Wohnraum für Arbeitskräfte.

Grundlagen schaffen

Um die «richtigen» Rahmenbedingungen bereitzustellen, wird es künftig nötig sein, die Gründe für Zu- und Wegzüge im Kanton Graubünden besser zu erfassen. Ein Arbeitskräftemonitoring bildet eine unabdingbare Grundlage. Die Bestrebungen der Regierung, im Rahmen des aktuellen Regierungsprogramms Graubünden zu einem attraktiven Lebens- und Arbeitsort zu machen und zu bewerben, bilden einen guten Grundstein. Dieser Tätigkeitsbereich im Bereich der «Standortpromotion» ist weiterzuentwickeln. Dem Evergreen «Abbau von Regulierungen und Bürokratie» kommt im Zusammenhang mit dem Arbeitskräftemangel nochmals eine neue Bedeutung zu. Jede unproduktive Arbeitsstunde aufgrund staatlicher Regulierungen und bürokratischen Vorgaben schränkt die Arbeitsproduktivität in einem Betrieb ein. Gefordert sind hier die Stimmbevölkerung, Legislative und Exekutive.

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