Energie und Geld sparen
03.05.2025

Energieeffizienz und Reduktion von CO²-Emissionen sind ein wichtiger Bestandteil bei der nachhaltigen Ausrichtung eines Unternehmens. Die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) unterstützt Unternehmen in der ganzen Schweiz im Bereich Energieeffizienz und Dekarbonisierung – und dies bereits seit 2001. Das Hotel «Valbella Resort» und das Mineralbad Bogn in Scuol sind zwei von aktuell 135 Projekten der EnAW im Kanton Graubünden.
Durch individuelle Zielvereinbarungen und massgeschneiderte Massnahmen hilft die Energie-Agentur der Wirtschaft (EnAW) Unternehmen, gesetzliche Anforderungen zu erfüllen und Kosten zu senken. Die EnAW arbeitet nach dem Prinzip «von der Wirtschaft für die Wirtschaft». Seit 2001 haben die über 4600 angeschlossenen Unternehmen rund 792000 Tonnen CO² und 4,6 Milliarden Kilowattstunden Energie eingespart, was die gesetzten Effizienzziele übertrifft. Die EnAW begleitet einerseits Unternehmen bei den Zielvereinbarungen, mit der die gesetzlichen Vorgaben von Bund und Kanton erfüllt werden müssen. Andererseits bietet die Organisation auch fachliche Expertise im Bereich Kreislaufwirtschaft und Ressourceneffizienz an.
Die vor mehr als 20 Jahren als private Organisation der Schweizer Wirtschaft gegründete EnAW hat ihren Ursprung in einer Zeit, als Begriffe wie «Energieeffizienz» und «Nachhaltigkeit» in der Wirtschaftswelt noch eine geringe Bedeutung hatten. «Das hat sich in den letzten Jahren verändert und wird sich künftig weiter verändern», sagt Frank Ruepp. Der EnAW-Geschäftsführer weiss, von was er spricht, denn er war selber 25 Jahre in der produzierenden Industrie tätig, darunter als CEO bei der Perlen Papier AG. Die EnAW wird von den Wirtschaftsverbänden, darunter dem schweizerischen Ge- werbeverband, getragen und ist daher in der Wirtschaftswelt fest verankert. Sie ist nach den Bedürfnissen und Anforderungen der Unternehmen, insbesondere der produzierenden KMU ausgerichtet. Die EnAW ver- folgt gemäss Ruepp einen marktwirtschaftlichen Ansatz zum Klimaschutz und setzt dabei auf freiwillige Zielvereinbarungen mit Unternehmen. In Sachen wirtschaftliches und nachhaltiges Energie- und Ressourcenmanagement ist sie eine bekannte Grösse. Aktuell beschäftigt die Organisation 126 Beraterinnen und Berater, die fundierte Fachkenntnisse in sämtlichen Industriezweigen mitbringen. Diese Expertinnen und Experten begleiten Unternehmen, aktuell allein 135 im Kanton Graubünden, kompetent auf dem Weg zu signifikanten CO²-Reduktionen und einer optimierten Energie- und Ressourceneffizienz. Damit können auch die Betriebskosten gesenkt werden, so Ruepp, was das beste Argument sei, um in diesem Bereich Investitionen zu tätigen.
Individuelle Beratung
Die EnAW biete ein umfassendes Dienstleistungsportfolio an, das auf die spezifischen Bedürfnisse von Unternehmen abgestimmt ist. Ruepp und sein Team stehen den Unter- nehmen mit Rat und Tat in der praktischen Vereinbarkeit von ökologischen und ökonomischen Zielen zur Seite. «Dies geschieht durch eine Kombination aus individueller Beratung, Schulungen und der Begleitung bei der Implementierung gezielter Massnahmenpläne», erklärt Ruepp. Die Berater/innen sind allesamt bei externen Unternehmen wie Ingenieurbüros angestellt und arbeiten im Mandatsverhältnis für die EnAW. Diese analysieren die Ausgangslage im Unternehmen und erstellen einen Fahrplan, um die Ziele im Bereich Energie, Klima und Nachhaltigkeit in einem Unternehmen zu erreichen. Ein zentrales Instrument der EnAW ist das Energie-Management-System, das den Unternehmen eine systematische Analyse, Steuerung und Optimierung ihres Energieverbrauchs ermöglicht.
«Durch den Einsatz moderner Verfahren wie der Prozessoptimierung, Abwärmenutzung und der Integration erneuerbarer Energieträger können Betriebe nicht nur ihre Betriebskosten signifikant senken, sondern gleichzeitig ihre Umweltbilanz nachhaltig verbessern», sagt Ruepp. Besonders energieintensive Industriezweige und das produzierende Gewerbe profitieren von der Expertise der Agentur. Diese haben durch die Zusammenarbeit mit der EnAW signifikante Energieeinsparungen realisiert und ihre Umweltbilanz massgeblich verbessert. Das partnerschaftliche Modell der EnAW setzt auf eine direkte Einbindung der Unter- nehmen in den Optimierungsprozess. Die praxisorientierte Herangehensweise trägt dazu bei, dass Effizienzmassnahmen nicht nur entwickelt, sondern auch umgesetzt werden. Die EnAW unterstützt die Unter- nehmen auch darin, langfristige Wettbewerbsvorteile zu sichern und die Erreichung der gesetzten Umweltziele, wenn nötig mittels verschiedener Zertifikate auszuweisen. Ebenfalls unterstützt die EnAW ihre Kunden im «Förderdschungel» für Energie- und Klimamassnahmen.
Im Kanton Graubünden setzen bisher Unternehmen an 340 Betriebsstätten ihre Klimaschutz- und Energieeffizienzziele mit der EnAW um – mit eindrücklichen Resultaten. Mit den seit dem Jahr 2013 umgesetzten Massnahmen verbrauchten diese Unternehmen 162 916 Megawattstunden weniger Energie. Im gleichen Zeitraum konnten sie den CO²-Ausstoss um 16 139 Tonnen senken (Stand Ende 2023). «Jedes Unternehmen setzt einen individuellen Massnahmenkatalog um. Hinter jeder eingesparten Kilowatt- stunde und Tonne CO² stecken ausgewiesene Payback-Zeiten», so Ruepp. Für den Energie-Experten werden die technischen Entwicklungen nicht aufhören: «Die fort- schreitende Digitalisierung eröffnet hierbei völlig neue Möglichkeiten zur intelligenten Steuerung und Optimierung von Energie- und Stoffflüssen. Der Einsatz von künstlicher Intelligenz und Big-Data-Analysen ermöglicht eine präzisere Identifikation von Einsparpotenzialen und eine automatisierte Umsetzung von Effizienzmassnahmen», blickt Frank Ruepp positiv in die Zukunft.
«Valbella Resort»
Die Geschichte des Hotels «Valbella Resort» beginnt in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts. In den folgenden Jahr- zehnten erlebte das Hotel mehrere Um- bauten und Erweiterungen. Das Resort legt seit vielen Jahren auch grossen Wert auf Nachhaltigkeit und integriert umwelt- freundliche Konzepte in seinen Betrieb. Seit über zehn Jahren reduziert es seinen Energieverbrauch mit Unterstützung der EnAW. Dazu werden laufend Optimierungen vorgenommen und Massnahmen umgesetzt. Seit dem Winter 2022/23 nutzte das «Valbella Resort» Fotovoltaikmodule, die schräg in das Geländer der Zimmerbalkone integriert sind. «Wir haben auch die Dächer energetisch saniert und dabei PV integriert», erklärt Hoteldirektor Thomas Vogt. Doch das «Valbella Resort» verlässt sich bei der Energieoptimierung nicht nur dar- auf. Die Hotelleitung hat auch eine Sommerwärmepumpe einbauen lassen, also eine Wärmepumpe, die vom Solarstrom der Sonne gespeist wird und vom Frühling bis in den Herbst die Aussenluft als Wärmequelle nutzt. Zudem wird eines der Nebengebäude mit einer Erdsonden-Wärme- pumpe beheizt. Heizöl verbraucht das Hotel lediglich noch im rund 40 Jahre al- ten, sanierten Hauptgebäude. Die zweikondensierenden Heizkessel wurden bereits vor sieben Jahren installiert. Dadurch konnte das «Valbella Resort» seinen Heizölverbrauch seit 2012, als es die Zusammenarbeit mit der EnAW aufnahm, kontinuierlich senken. Waren es zu Beginn 186 000 Liter Heizöl, die verbrannt wurden, «ist es unser Ziel, dank der Sommerwärmepumpe und weiteren Massnahmen auf 50 000 bis 60 000 Liter pro Jahr zu gelangen», sagt Vogt. Das ist eine Reduktion von 130 000 Litern pro Jahr oder 70 Prozent gegenüber 2012. Wenn es nach dem Hoteldirektor geht, soll sein Resort künftig noch mehr auf erneuerbare Energie setzen. «Ich würde beispielsweise gerne ein Windrad aufstellen», sagt er. Dass Windräder unter Umständen einer langen Bewilligungsphase unterliegen, ist er sich bewusst. «Daher bauen wir erst einmal die Fotovoltaik aus.»
Mineralbad Bogn in Scuol
In Zusammenarbeit mit der EnAW konnte das Bogn Engiadina in den letzten Jahren seine Energiebilanz stark verbessern. Fraglos die grössten Energiefresser sind die Becken, deren Temperatur konstant gehalten werden müssen. «Ein halbes Grad kann aber schon mal bis zu 25 000 Franken pro Jahr zusätzlich kosten», sagt Direktor Claudio Duschletta. Den Energiehaushalt wirtschaftlich zu optimieren, hat in Scuol Tradition. Bereits 1995 wurde das Bogn Engiadina mit dem Prix d’Etat für die energietechnische Planung ausgezeichnet. Ein entscheidender Impuls für die jüngsten Sanierungen und Massnahmen ist von der EnAW ausgegangen, die das Bogn Engiadina als Grossverbraucher im Jahr 2014 kontaktiert und eine Zusammenarbeit vorgeschlagen hat. Alle Massnahmen zusammengenommen spart das Bogn Engiadina pro Jahr mit bis zu 135 000 Liter nicht nur genug Heizöl, um 45 Haushalte zu beheizen, sondern auch 20 000 Kubikmeter Wasser – eine Menge, mit der man ganze 38 Bogn Engiadinas füllen könnte. Eine Rechnung, die mehr als aufgeht: «Das investierte Geld für diese Massnahmen haben wir nach spätestens sechs Jahren wieder drin», sagt Duschletta zufrieden.