Ein verantwortungsvoller Umgang mit Ressourcen
20.04.2025

Die Allegra Passugger Mineralquellen AG ist der älteste Abfüller von Mineralwasser der Schweiz. Als inhabergeführtes Unternehmen behauptet es sich seit 20 Jahren erfolgreich unter der Führung von Urs Schmid in einem hart umkämpften Markt. Das Bündner Unternehmer setzt schon seit langer Zeit auf Nachhaltigkeit. So produziert es ausschliesslich mit ökologischer Wasserenergie und engagiert sich mit dem unternehmenseigenen «Clim-aqua-Fonds» im Bereich Wasser- und Klimaschutz.
Auf der Webseite des Unternehmens formuliert das Unternehmen sein Verständnis von Nachhaltigkeit: «Wir handeln nachhaltig – in jeder Beziehung: von Mensch zu Mensch, als beständiger Partner und im Einklang mit der Natur. Mit grösstem Respekt vor dem Kulturgut Wasser übernehmen wir Verantwortung, um das reine Naturprodukt zu schützen, auf dem unser Erfolg beruht.» Im Gespräch mit dem «Bündner Gewerbe» äussert sich CEO und Inhaber Urs Schmid, warum sein Unternehmen bereits früh auf Nachhaltigkeit setzte, was Nachhaltigkeit für ihn persönlich bedeutet und wie der Abfüller von Mineralwasser Nachhaltigkeit im Betrieb umsetzt.
Urs Schmid, was verstehen Sie persönlich unter Nachhaltigkeit?
Der Begriff Nachhaltigkeit wurde in den letzten Jahren ziemlich strapaziert. Ich spreche deshalb lieber über soziale Verantwortung. Diese umfasst sowohl einen verantwortungsvollen Umgang mit natürlichen und technischen Ressourcen als auch den Umgang mit den Menschen, mit welchen ein Unternehmen zu tun hat.
Wie zeigt sich dieses Verständnis von Nachhaltigkeit bei der Allegra Passugger konkret?
Als Mineralwasser-Marke sind wir direkt vom «Natürlichen Mineralwasser» abhängig, welches uns die Natur schenkt. Diese Tatsache sehen wir als Verpflichtung, verantwortungsvoll mit unseren Ressourcen umzugehen. Soziale Verantwortung umfasst nach unserem Verständnis unseren Umgang mit der Natur und unseren technischen Infrastrukturen. Gleichbedeutend aber auch unser Tun im Umgang mit Menschen, Mitarbeitenden, Kunden und Partnern.
Welche Nachhaltigkeitsziele hat man sich gesetzt?
Bei allem, was wir uns für die Weiterentwicklung unserer Marken und unserem Unternehmen überlegen oder vornehmen, spielt unsere verantwortungsvolle Haltung eine bedeutende Rolle. So steht die Reduktion des Ressourcenverbrauchs ganz oben in unseren Zielsetzungen. Als produzierender Betrieb verbrauchen wir viel Strom, Wasser und Heizöl – um nur einige zu nennen. Deshalb legen wir bei jeder Investition und Veränderung unserer Infrastruktur einen klaren Fokus auf die Reduktion des Verbrauchs dieser wichtigen Ressourcen. Gleichbedeutend versuchen wir, die Arbeitsbedingungen für unsere Mitarbeitenden so angenehm wie möglich zu machen. Darüber hinaus haben wir entschieden, kein Mineralwasser zu exportieren. Dies, obwohl wir laufend Anfragen aus vielen Ländern erhalten.
Seit wann ist Nachhaltigkeit bei der Allegra Passugger ein Thema?
Seit 2005 ist Allegra Passugger ein rein bündnerisches Familienunternehmen. Die soziale Verantwortung steht für uns seit der Rückführung vor 20 Jahren im Zentrum. Seit dem Entscheid, 2009, unsere Mineralwasser auch in PET-Flaschen abzufüllen, beschäftigt uns das Thema Nachhaltigkeit zugegebenermassen noch intensiver. Damals haben wir auch entschieden, unseren eigenen «Passugger Climaqua Fonds» zu gründen. Mit diesem Fond fördern und unterstützen wir Menschen und Projekte, die sich im Wasser- Klima- und Umweltschutz in der Schweiz stark machen. Über einige Jahre pflegten wir darüber hinaus eine Zusammenarbeit mit «Climate-Partner», welche Nachhaltigkeitsanstrengungen rund um die Welt betreiben. Dieses Modell erscheint uns inzwischen aber als zu wenig transparent und etwas aus der Zeit gefallen. So konzentrieren wir uns lieber auf unmittelbar wirkungsvolle Massnahmen und auf unseren eignen Climaqua-Fonds. Reine Labellösungen interessieren uns nicht.
Was ist der Treiber für das nachhaltige Engagement bei Passugger? Eigentümer, Kunden, Lieferanten, Mitarbeiter?
Als unabhängiges Unternehmen und KMU denken wir langfristig. Verantwortungsvolles Handeln und das damit zusammenhängende Verständnis für die erwähnte soziale Verantwortung dürfte unsere Motivation für ein nachhaltiges Engagement gut umschreiben. Wir alle befinden uns in einem sich immer schneller verändernden Umfeld. Neue Herausforderungen kommen in unglaublicher Geschwindigkeit auf uns zu. Künstliche Intelligenz sowie gesellschaftliche, geopolitische oder gesetzliche Veränderungen sind nur einige, die ich an dieser Stelle erwähnen möchte. Um diesen und noch weiteren Herausforderungen gegenüber gerüstet zu sein, ist es aus meiner Sicht eine Unabdingbarkeit, sich – auch als Schweizer KMU – mit Veränderungen in der Welt als Grosses zu befassen. Und dazu gehört auch ein echtes Engagement in Bezug auf die Nachhaltigkeit.
Wie erwähnt spielt Nachhaltigkeit eine zentrale Rolle in Ihrer Firmenphilosophie. Welche konkreten Massnahmen haben Sie ergriffen, um im ökologischen Bereich nachhaltiger zu wirtschaften?
Wir haben in den letzten Jahren viele Millionen Franken in unsere technische Infrastruktur investiert und tun dies auch weiterhin, um den Ressourcenbedarf zu senken. Dabei ist, wie bereits erwähnt, der absolute Wille, den Ressourcenverbrauch zu reduzieren, zentral. Den Wasserverbrauch konnten wir um 40 Prozent reduzieren, den Stromverbrauch um 60 Prozent. Zudem produzieren wir gut die Hälfte unseres Strombedarfs über unsere Fotovoltaik-Anlage auf unseren Dächern. Mittels neuer Steuerungen, einer optimierten Lüftung konnten wir den Verbrauch an Heizöl signifikant verringern. Zudem suchen wir zusammen mit unseren Energieberatern intensiv nach Alternativen für unsere Ölheizung. Dabei beziehen wir sowohl unsere Nachbarn der Hotelfachschule EHL als auch die Gemeinde Churwalden mit ein. Eine Idee wäre, die an unserem Gebäude vorbeifliessende Rabiosa in irgendeiner Form zur Energiegewinnung zu nutzen.
Was waren die Herausforderungen dabei?
Das entsprechende technische Know-how zu beschaffen, war nicht immer ganz leicht. Solche Anstrengungen sind zudem fast immer mit Mehrkosten verbunden. Nur dank unserer langfristig ausgerichteten Denkhaltung konnten wir alle Mitinhaber und Aktionäre von der Notwendigkeit dieser Investitionen und den damit zusammenhängenden Mehrkosten überzeugen.
Haben Sie auf die Unterstützung von externen Fachpersonen zurückgegriffen?
Ja, die Zusammenarbeit mit der Energie Agentur der Wirtschaft ist, verbunden mit dem erwähnten Know-how unserer eigenen Energieberater, zentral für unsere Vorhaben. Bei der Begleitung unserer Projekte und Vorhaben durch die ENAW konnten wir von Erfahrungen in den verschiedensten Industriebereichen der Schweiz profitieren. Darüber hinaus wurden unsere letzten Investitionen vom Impulsprogramm zur Förderung von Klimaschutz und Klimaanpassung im Kanton Graubünden unterstützt, dem Aktionsplan Green Deal für Graubünden.
Welche Rolle spielt die Kreislaufwirtschaft in der Unternehmensstrategie?
Eine zentrale Rolle. Wir vertreiben unsere Produkte zu gut 60% in umweltfreundlichen Mehrweg-Glas Flaschen. Das altersbedingt ausgeschiedene Glas wird recycliert und wiederverwertet. Über 84% der in der Schweiz produzierten PET-Produkte werden in der Schweiz gesammelt, recycliert und wieder verwendet.
Wie messen Sie Ihren ökologischen Fussabdruck und falls ja, wie?
Aus unserem Passugger Climaqu-Fonds unterstützen wir das im Nachhaltigkeitsbereich tätige Start-up «UpCircle». Ein Spin-off der ETH. Im Rahmen dieser Zusammenarbeit messen wir wiederkehrend spezifische Bereiche unseres ökologischen Fussabdrucks. Während unserer Zusammenarbeit mit «ClimatePartner» analysierten wir zudem unseren ökologischen Fussabdruck detailliert über mehrere Jahre hinweg. Derzeit konzentrieren wir uns auf die konkrete Reduktion unserer Ressourcen und messen uns an dem Erreichten.
Lohnen sich die Investitionen im Nachhaltigkeitsbereich?
Das kann ich Ihnen am Beispiel Stromkosten gerne erklären. Im Zuge der Energiekrise und den damit einhergehenden explodierenden Stromkosten konnten wir dank unserer «eigenen Stromproduktion» über die PV-Anlage einen Teil der Mehrkosten auffangen. Unsere getätigten Investitionen und die damit zusammenhängende Reduktion unseres Stromverbrauches in Teilbereichen um bis zu 60 Prozent zahlen sich über die nächsten Jahre deutlich aus. Eine vorausschauende Unternehmensführung umfasst auch eine frühzeitige Nachfolgeplanung, welche wir in den letzten zwei Jahren ganz konkret aufgegleist und dahingehend investiert haben.
Wie engagiert sich Passugger im sozialen Bereich?
Ein Hauptaugenmerk richten wir hierbei auf den Umgang mit unseren Mitarbeitenden. Wir wollen nah an unseren Mitarbeitenden, an ihren Sorgen und an ihrem Wohlergehen sein. Als inhabergeführtes Unternehmen ist das auch heute möglich. Durch diese Nähe erkennen wir Optimierungs- und Lösungsansätze und gehen diese an. Weiter unterstützen wir zahlreiche Institutionen und Veranstaltungen in kulturellen und sozialen Bereichen in unserem Kanton. Eine vorausschauende Unternehmensführung umfasst auch eine frühzeitige Nachfolgeplanung. Diese haben wir in den letzten zwei Jahren ganz konkret aufgegleist – das schafft Vertrauen und entspricht sozialem Engagement.
Leitungswasser ist gegenüber Mineralwasser nachhaltiger, da unnötiger Transport und Abfüllen entfallen. Was sagen Sie dazu?
Besonders in Graubünden sind wir gesegnet mit gutem Leitungswasser. Oft muss das Leitungswasser in der Schweiz gefiltert und/oder chemisch bearbeitet werden, um es in stabiler Qualität zum Konsumenten zu bringen. Viele Wasserversorgungen in der Schweiz werden durch See- oder Grundwasservorkommnisse gespiesen. Die Belastung dieser Wasser durch Landwirtschaft und andere Gegebenheiten spielt dabei eine zunehmende Rolle. Dazu sind oft lange Wege – auch durch teils sehr alte Leitungssysteme – zu überwinden, bis unser Wasser aus dem Hahn fliesst. Natürliches Mineralwasser hingegen wird am Quellstandort in seiner ursprünglichsten Form und Natürlichkeit gefasst und unbehandelt abgefüllt. Die Charakteristik der einzelnen Mineralquellen ist oft unverwechselbar und von hohem Wert. Das macht natürliches Mineralwasser zu einem einzigartigen Konsumgut – welches nicht mit Leitungswasser verwechselt werden sollte. In der Studie «Ökobilanz Trinkwasser» von Niels Jungblut und Alex König wird zudem belegt, dass der Konsum von Mineralwasser kaum umweltrelevant ist.
Plastik versus Glas: Was ist aus nachhaltiger Sicht besser?
Da wir uns konsequent auf den Vertrieb in der Schweiz konzentrieren, dürfte die Mehrweg-Glasflasche das absolut bessere Gebinde für natürliches Mineralwasser sein, auch aus qualitativer Sicht – notabene. Das wachsende Bedürfnis, auch unterwegs, immer und überall eine leichte und bequeme Flasche bei sich zu haben, erfordert den Einsatz von PET-Flaschen. Zum Glück sammeln wir 84 Prozent der PET-Flaschen, die in der Schweiz produziert werden und machen aus diesem PET neue Produkte.
Werden die Mitarbeitende in die Nachhaltigkeitsstrategie eingebunden?
Ja, in vielen Bereichen werden sie das. Ich denke aber, dass wir uns in diesem Bereich durchaus noch verbessern können.
Was ist Ihre Vision für Allegra Passugger Mineralquellen AG im Jahr 2050?
Wir sehen uns in der Verpflichtung, diese ehrwürdige Traditionsmarke achtsam und verantwortungsvoll weiterzuentwickeln. Die Marke existiert seit 1896. Nun haben wir als aktive Unternehmer die Möglichkeit, Passugger über eine begrenzte Zeit zu begleiten. Dies tun wir mit Respekt und Weitsicht. Dann wird Passugger auch in 50 Jahren das aussergewöhnliche Mineralwasser aus Graubünden mit höchsten Qualitäts- und Wertansprüchen sein.
Urs Schmid
Urs Schmid ist seit 2005 CEO und Mehrheitsaktionär der Allegra Passugger Mineralquellen AG. Im Jahr 2005 kaufte Schmid zusammen mit anderen Bündner Unternehmern das Unternehmen und ist seitdem inhabergeführt. Vor seinem Engagement bei Passugger war Schmid bereits über 15 Jahre in der Getränkeindustrie tätig, unter anderem als Geschäftsführer von Cottinelli Weinbau und Weinhandel sowie als Verkaufsleiter bei Calanda Bräu. Sein Berufsleben hat er als klassischer Verkäufer gestartet.
Allegra Passugger Mineralquellen AG
Das Unternehmen wurde 1896 als «Passugger Heilquellen AG» gegründet. Von 1999 bis 2005 gehörte das Unternehmen zum Feldschlösschen-Konzern, bevor es von Urs Schmid mit anderen Bündner Partnern gekauft wurde. Die beiden Hauptprodukte des Unternehmens sind Passugger aus der Theophil-Quelle und Allegra aus der Allegra-Quelle in Malix. Das Mineralwasser wird auch in Designflaschen in verschiedensten Grössen, die vom bekannten Bündner Architekten Valerio Olgiati gestaltet wurden, angeboten. Das Unternehmen beschäftigt 30 Mitarbeitende in Passugg und vertreibt das Mineralwasser vor allem in der Gastronomie in der gesamten Schweiz.