Die Immobilienwirtschaft läuft in Graubünden auf Hochtouren

Die Zweitwohnungsinitiative und die Pandemie haben den Verkauf von Immobilien in Graubünden angekurbelt. Die Immobilientreuhänder sind stark ausgelastet und gefordert. Fachkräftemangel, hybride Verbandsweiterbildungen und bezahlbarer Wohnraum sind Themen, die den Verband beschäftigen.

sg. Die 65 Mitglieder des Branchenverbands «SVIT Graubünden» sind Unternehmen aus dem Bereich Immobilientreuhand. Der Leistungsbereich umfasst Tätigkeiten rund um Immobilien wie Bewertung und Verkauf, Vermietung, Bewirtschaftung, Begründung und Verwaltung von Stockwerkeigentum, Projektentwicklung, Bautreuhand und Facility Management.

Spezialisierte Fachpersonen sind gefragt

Die Immobilienfachleute sorgen für fachlich qualifizierte, transparente und korrekte Abwicklungen aller Immobilien-Treuhandgeschäfte. Die meisten Immobilientreuhänder steigen mit der KV-Lehre in den Beruf ein und spezialisieren sich danach weiter. In der Regel sind die Fachleute auf ein bis zwei Themen spezialisiert. Die Komplexität der Geschäfte und die Spezialisierung der Mitarbeitenden erhöht sich laufend. Die Präsidentin des Branchenverbands Flavia Brechbühl erklärt, welche Kompetenzen der Mitarbeitenden gefragt sind: «Man muss Freude am Umgang mit verschiedensten Menschen haben, geduldig und kompetent sein und lösungsorientiert agieren. Im Arbeitsalltag ist Flexibilität ein Muss – alle Termine im Griff haben und schnell auf Notfälle reagieren. Fachwissen im Mietrecht und im Bauwesen gehört dazu. Man muss wissen, wie alte und moderne Liegenschaften funktionieren. Dazu gehören auch technologisches Wissen rund um Smarthome und E-Mobilität.»

Hybride Weiterbildungen für alle Regionen

Der Verband engagiert sich für seine Mitglieder in der Politik. Brechbühl weist auf die Anfangszeit der Coronapandemie hin, als zur Diskussion stand, ob überhaupt gezügelt werden darf. Dass dies unter Einschränkungen möglich war und Wohnungen gezeigt werden durften, ist auch dem Schweizerischen SVIT-Verband zu verdanken. Ein positiver Nebeneffekt dieser Zeit war der verstärkte Einsatz von 360-Grad-Videos für Besichtigungen von Liegenschaften und Wohnungen. Ebenfalls hat der Verband in dieser Zeit auf hybriden Unterricht für die angehenden Fachleute gesetzt. Damit erhalten auch in Graubünden alle Mitglieder den gleichen Zugang zu den Weiterbildungen. Diese sind angesichts des Fachkräftemangels wichtiger denn je, insbesondere bei den Immobilien-Bewirtschaftern und -treuhändern. Rege genutzt werden die Netzwerkveranstaltungen des Verbands.

Der Baupeak müsste längst erreicht sein

Die Zweitwohnungsinitiative und die Coronapandemie haben die Nachfrage nach Immobilien in Graubünden gesteigert. Wie Brechbühl bestätigt, werden seit Beginn der Pandemie fast alle Immobilien in Graubünden sehr schnell verkauft. Alle Immobilientreuhänder seien sehr gut ausgelastet. Eigentlich müsste der Peak beim Bauen längst erreicht sein, es gehe aber immer weiter, so Brechbühl. Die Wohnungsnot in den Tourismusregionen ist auch bei den SVIT-Mitgliedern ein Thema. Brechbühl sagt, dass es aber auch Eigentümer gäbe, die darauf achten würden, dass Wohnungen zu «normalen» Preisen an Einheimische verkauft oder vermietet werden. Wichtig sei, dass das verfügbare Bauland der Gemeinden rasch für Einheimische zur Verfügung gestellt werde. Auszonungen von Bauland sind vermehrt ein Thema. Falls man sich dagegen wehren möchte, müsse meistens ein Anwalt hinzugezogen werden.

Die Überbauung «Pulvermühle» in Chur im Besitz der AXA Leben AG. Foto: Nicola Pitaro Fotografie