Bündner Kaminfegermeister Verband: «Wir können keine Aufträge im zugeteilten Arbeitsgebiet zurückweisen»

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Stand früher die Reinigung von Kamin, Kochherd, Kachelofen und Ofenrohr im Vordergrund, umfassen die Tätigkeiten des Kaminfegers heute ein wesentlich breiteres Spektrum: Sie prüfen, reinigen und warten wärmetechnische Anlagen und Lüftungen in Privathaushalten und Betrieben. Zurzeit beschäftigen sie sich viel mit stillgelegten Kaminen, die aufgrund der Energielage schnell wieder genutzt werden möchten – in denen teilweise Erstaunliches zum Vorschein kommt.

Mit Hanspeter Hug, seit neun Jahren Präsident des Branchenverbands der Kaminfegermeister in Graubünden und als Kaminfeger zuständig für die Region Domleschg, sprach Sonja Gartmann.

Bündner Gewerbe: Was hat sich in letzter Zeit in Ihrem Beruf am meisten gewandelt?

Die Klischees unseres Berufes sind nicht mehr aktuell, stecken aber immer noch in vielen Köpfen. Die Technik der Feuerungsanlagen hat sich durch die Digitalisierung stark verändert. Feuerungsanlagen, welche automatisch gesteuert werden, haben in den letzten Jahren stark zugenommen. Verändert hat sich aber auch unsere Kundschaft, insbesondere in den letzten zwei Jahren. Viele treten seit der Pandemie «aggressiver» auf oder haben sich abgeschottet. Einen Schlüssel für den Zugang zum Haus beim Nachbarn zu deponieren, ist nicht mehr selbstverständlich.

Merken Sie, dass aufgrund der Energielage mehr Personen mit Holz heizen möchten?

Ja, die befürchtete Energieknappheit führt bei einigen Menschen zu Panikreaktionen. Viele, welche das Cheminée seit Jahren nicht mehr gebraucht haben, wollen es sofort wieder einsetzen und von uns kontrollieren lassen. Gewisse Anlagen wurden jedoch in den vergangenen Jahren teilweise mit Stromleitungen, elektrischen Leitungen zu Solaranlagen oder Dampfabzügen fremdgenutzt und können in diesem Zustand nicht in Betrieb genommen werden. Wir sind verpflichtet den Rapport der Feuerpolizei zu melden, dass die Anlagen unter diesen Umständen nicht genutzt werden dürfen. Manche Kunden haben natürlich keine Freude daran und reagieren teilweise unverfroren.

Was beschäftigt aktuell die Branche der Kaminfeger am meisten?

Neben der alltäglichen Arbeit beschäftigt uns der Fachkräftemangel sehr stark. Grundsätzlich ist die Ausbildung als Kaminfeger/ in mit den Weiterentwicklungsmöglichkeiten sehr attraktiv, aber viele Jugendliche bevorzugen lieber ein Studium. Die Marktgestaltung ist ebenfalls ein Thema: Soll es weiterhin eine Monopolstellung mit festgelegtem Tarif und Arbeitsgebieten geben oder soll der freie Markt angestrebt werden?

Was ist am Beruf des Kaminfegers im Kanton Graubünden anders als in anderen Kantonen?

Graubünden ist von der Gebäudeversicherung in Regionen eingeteilt, in der ein Kaminfegermeister zuständig ist. Wir haben also noch einen geschlossenen Markt, im Gegensatz zu anderen Kantonen. Zurzeit sind es 23 Betriebe. Die Herausforderung in Graubünden ist seine Topografie und die Weitläufigkeit. Wegen des Fachkräftemangels können wir die Auftragspflicht im heutigen Ausmass bald nicht mehr wahrnehmen.

Wie verändert die Digitalisierung Ihre Arbeit?

Feuerungsanlagen mit Touchscreen und Datenübertragung haben rasant zugenommen. Feuerungsanlagen mit Abbrandsteuerungen gibt es nun seit etwa 15 Jahren, was wesentlich zum Energiesparen beiträgt. Inzwischen können wir bei Anlagen teilweise mobil auf die Daten zugreifen. Unsere Messgeräte sind ebenfalls mit dem Mobile und dem PC im Büro verbunden, was unsere Arbeit erleichtert. Kaminfeger sind Handwerker, an der Digitalisierung kommt heute jedoch niemand mehr vorbei.

Woher kommt Ihre persönliche Begeisterung für den Beruf?

Kaminfeger war schon als Kind mein Traumberuf. Im Ferienhaus meiner Eltern haben wir unsere Freizeit verbracht und in der dritten Klasse bin ich mit dem Kaminfeger, der dort zu uns kam, mitgegangen. Nach dem Schnuppern habe ich in den Ferien meistens dem Kaminfeger geholfen. Nach der Lehre habe ich dann die Weiterbildung zum Meister gemacht. Ich würde mich auch heute noch für diesen Beruf entscheiden. Meine Familie mit unseren beiden Töchtern sind mir trotz der Begeisterung für meinen Beruf sehr wichtig. Wir sind oft im Ferienhaus und singen gerne zusammen. Die beiden Töchter jodeln im Duett und ich singe im Jodelchörli Carschenna.

Bild: Präsident Hansspeter Hug, seine Töchter und sein Cousin.

Über den Verband

Gegründet 1902 zählt der Verband 22 von 23 Mitgliedsbetrieben. Mit ihrer Arbeit garantieren Kaminfeger/innen sichere und langlebige Feuerungsanlagen. Sie leisten einen wichtigen Beitrag zur Verringerung der Luftverschmutzung.

Weitere Infos: www.kaminfeger-gr.ch

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