Apotheken Graubünden: Die medizinische Versorgung im Kanton gewährleisten

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Zwei ausserordentliche Jahre mit viel Stress, aber auch Dankbarkeit, Digitalisierung und Fachkräftemangel prägen die Apotheker-Branche. Monika Fehr Caluori, Präsidentin der Apotheken Graubünden, sagt aber auch: «Wir müssen aufpassen, dass wir die medizinische Versorgung im Kanton gewährleisten können.»

Bündner Gewerbe: Monika Fehr Caluori, Sie sind seit drei Jahren Präsidentin und seit über 30 Jahren im Vorstand der Apotheken Graubünden. Was hat sich in dieser Zeit am meisten gewandelt?

Die Digitalisierung – wenn der Strom ausfällt, läuft heute in den Apotheken nicht mehr viel. Wir sind komplett auf digitalisierte Abläufe angewiesen. Zudem gab es enorme Entwicklungen in der individualisierten Medizin und seit 2015 dürfen wir in den Apotheken impfen. Ohne die Testmöglichkeiten bei den Apotheken wäre die Bewältigung der Pandemie noch schwieriger gewesen. Wir haben letzten Sommer teilweise bis zu 500 Tests pro Tag in der Steinbock Apotheke in Chur durchgeführt, 300 waren fast normal. Inzwischen Mitte März sind wir wieder bei 30 bis 50 angelangt. Bei anderen Apotheken zeigt sich ein ähnliches Bild.

In den letzten zwei Jahren waren alle Mitarbeitenden besonders gefordert. Was nehmen Sie aus dieser Zeit mit?

Sehr viel Dankbarkeit von Kunden und einen sehr guten Austausch mit dem Gesundheitsamt trotz ständiger Änderungen der Bestimmungen und Abläufe. Es war bei uns eine sehr herausfordernde Zeit mit unzähligen Überstunden und Wochenendeinsätzen. Ich hatte oft Angst um das Personal, dass sie der Belastung nicht mehr standhalten. Ohne den Einsatz der zusätzlichen branchenfremden Mitarbeitenden hätten wir es nicht geschafft.

Wie viele Apotheken gibt es überhaupt im Kanton?

Wir haben 42 Apotheken im Kanton in allen Regionen. Innerhalb von 20 Minuten erreicht jede/r in Graubünden eine Apotheke. In Graubünden kennen die Apotheker/-innen die meisten ihrer Kunden und rund 50% werden noch vom Inhaber geführt.

Was sind die aktuellen Herausforderungen der Branche?

Ganz klar der Fachkräftemangel im ganzen Gesundheitswesen. Der Apothekerberuf ist eine sehr lange universitäre Ausbildung. Das schreckt viele ab diese Ausbildung überhaupt zu beginnen. Wir haben hier in Graubünden keine Uni und nur wenige kommen aus dem Unterland zurück. Zürich winkt auch mit geregelten Arbeitszeiten, hohen Löhnen und weniger Verantwortung. Apotheker/-innen aus anderen Ländern kommen kaum mehr in die Schweiz, weil sie neu zuerst zwei Jahre eine Vollzeit-Ausbildung wegen des neuen Medizinalgesetzes absolvieren müssen. Zudem kann man sich nach der Lehre als Fachfrau/-mann Apotheke EFZ im Beruf auch nicht weiterbilden. Deshalb wird der Beruf der Fachfrau Apotheke in diesem Jahr neu strukturiert. Wir müssen in der Branche neue Aus- und Weiterbildungswege einführen.

Welche Schwerpunkte setzt der Apotheker-Verband für die Zukunft?

Wir möchten die vielen dezentralen Apotheken halten und vermehrt in Dienstleistungen und Beratung investieren. Das entlastet auch die Arztpraxen. Zudem setzen wir uns für weniger Bürokratie ein. Wir sorgen auch dafür, dass die unabhängigen Apotheken ohne die Einbindung in internationale Ketten überleben können und wehren uns gegen ungleiche Spiesse mit dem Versandhandel.

Woher kommt Ihre persönliche Begeisterung für die Branche und was sollte man abschaffen?

Die Überbürokratisierung im Gesundheitswesen ist mir ein Dorn im Auge. Beispielsweise bin ich für eine Zeckenimpfung zehn Minuten am Computer und eine Minute am Impfen. Das steht in keinem Verhältnis. Zudem muss jeder Prozess dokumentiert werden, und das ist nicht nur in der Apotheke so, sondern auch im Spital und beim Arzt. Viele verzweifeln daran und haben für die wesentliche Arbeit mit dem Kunden und Patienten zu wenig Zeit. Den persönlichen Kundenkontakt schätze ich besonders und nehme mir gerne Zeit für unsere Patienten.

Über den Verband

Gründungsjahr: um 1930

Mitgliedbetreibe: alle 42 Apotheken in Graubünden

Berufe: Fachfrau/-mann Apotheke (Lehre), Apotheker/-in (Uni od. ETH)

In der Schweiz ist der Apothekerberuf zum ersten Mal um 1270 in Basel und Genf nachgewiesen. 1843 wurde der Schweizerische Apothekerverband gegründet, heute «pharmaSuisse». 1897 wurde der kantonale Verband in Graubünden gegründet. In Graubünden werden aktuell 42 Apotheken betrieben, rund 50 % von den Inhabern selber.

Weitere Infos: www.apothekengraubuenden.ch

 

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