Wie Unternehmen Wohnraum schaffen können

Folgen der Zweitwohnungsinitiative und Rückzonungen in vielen Gemeinden aufgrund der neuen Bundesbestimmungen (RPG 1) haben zum aktuellen Wohnraummangel in Graubünden geführt. Neben den Gemeinden, die rasch neue Wohnungen für Einheimische ermöglichen müssen, sind auch die Unternehmen gefragt tätig zu werden. Einerseits können Unternehmen mit eigenen Bauprojekten Wohnraum schaffen, andererseits kann das Gewerbe über Unternehmer-Wohnbaugenossenschaften aktiv werden.

Praxisbeispiel: Unternehmer-Wohnbaugenossenschaften
Bl. Über Unternehmer-Wohnbaugenossenschaften schliessen sich Firmen zusammen, um langfristig preisgünstigen Wohnraum zu erstellen und diesen beizubehalten. Mieter der Wohnungen können eigene Mitarbeitende oder auch Drittpersonen sein. Die beteiligten Unternehmen können einerseits über die Wohnbaugenossenschaften Arbeit akquirieren, andererseits steigern die preisgünstigen Wohnungen die Attraktivität als Arbeitgeber. Wohnbaugenossenschaften funktionieren auf Basis der Gemeinnützigkeit. Dafür profitiert der gemeinnützige Wohnungsbau von verschiedenen Förderinstrumenten. So erhalten die Wohnbaugenossenschaften Zugang zu vergünstigten und zu erweiterten Finanzierungsbedingungen. Eine Wohnbaugenossenschaft kann auch über eine AG, GmbH oder Stiftung organisiert sein. Auch wenn im Umfeld der gemeinnützigen Wohnbaugenossenschaften das klassische Modell der Mietergenossenschaften nach wie vor vorherrschend ist, gibt es in der Schweiz auch eine namhafte Zahl von Unternehmer-Wohnbaugenossenschaften. Der Grossteil davon befindet sich in der Zentralschweiz und in Zürich. Diese können auch über regionale Handels- und Gewerbevereine initiiert werden.

Praxisbeispiel: Unternehmer bauen Wohnungen für Mitarbeitende
Wohnraum für die eigenen Mitarbeitenden zu bauen, hat auch in Graubünden eine lange Tradition, sei dies im Tourismus, in der Industrie oder im Gewerbe. Gerade bei Personalmangel konnten sich Unternehmen mit eigenem Mietwohnraum bereits in der Vergangenheit gut positionieren. Früher waren vielfach Studios und Zimmer in Personalhäusern gefragt. Heute sind es Familienwohnungen. Curdin Derungs, Präsident des HGV Lumnezia und Inhaber und Geschäftsführer der Baufirma Savoldelli Tanno SA, baut aktuell eine Liegenschaft mit 12 Wohnungen für seine Mitarbeitenden. Ein Teil seiner Mitarbeitenden war in einer Liegenschaft mit Studios eingemietet, welche einem Neubauprojekt weichen musste. «Ich konnte für meine Mitarbeitende keinen bezahlbaren Wohnraum finden. Daher haben wir uns entschieden, selber 12 kleinere und mittlere Wohneinheiten zu bauen. Glücklicherweise konnten wir eine geeignete Parzelle erwerben.» Die Finanzierung war gemäss Derungs neben dem Landerwerb die grösste Herausforderung. «Glücklicherweise hat mich meine Hausbank gut unterstützt. In unsere Baufirma mussten wir aber einen Investitionsstopp einlegen, um die Eigenmittel sicherzustellen.» Um als Unternehmen und als Region für Arbeitnehmende attraktiv zu sein, sollten gemäss Derungs Gemeinden und Unternehmen beim Bau von Wohnliegenschaften für Einheimische eng zusammenarbeiten. Die Gemeinden können die Unternehmen vor allem beim Bauland und bei den Bewilligungsverfahren unterstützen. Für Unternehmen ist diese Investition mit einem eher geringen Risiko verbunden.

Bild: Planung der «casa da persunal», Savoldelli Tanno SA.

«WOHNEN SCHWEIZ», der Verband der bürgerlichen Wohnbaugenossenschaften

Der Verband «WOHNEN SCHWEIZ» unterstützt Unternehmern-Genossenschaften bei der Gründung und bei Wohnbauprojekten rund um die Fragen der Trägerschaft, Finanzierung und wie die Gemeinnützigkeit ausgestaltet werden soll. WOHNEN SCHWEIZ steht seinen Mitgliedern im Bereich der Beratung, Anschlussfinanzierungen, der Weiterbildung und des Austausches in Form von Veranstaltungen sowie der Werterhaltung von Immobilien zur Seite. Weitere Informationen: www.wohnen-schweiz.ch

Bürgschaftsgenossenschaft für KMU

Die BG OST-SÜD ist eine der vier vom Bund anerkannten Bürgschaftsgenossenschaften. Seit 1933 fördern sie leistungs- und entwicklungsfähige KMU durch die Gewährung von Bürgschaften bis zu 1 Million Franken. Dadurch wird den Unternehmen die Aufnahme von Bankkrediten erleichtert. Liegen Finanzierungslücken bei Wohnbauten für eigene Mitarbeitende vor, kann die BG OST-SÜD ebenfalls Bürgschaften für KMU sprechen. Weitere Informationen: www.bgost.ch

Zurück