Mit Tablets Gerüste bauen

KMU goes digital - Luzi Gerüste

Beim Gerüstbau steht der Mensch im Zentrum – er bewegt alles, ohne ihn bewegt sich nichts. Deshalb ist eine gute Zusammenarbeit im Team wichtig. Eine klare Kommunikation ist entsprechend enorm zentral. Wie die Digitalisierung dafür unterstützend eingesetzt und dabei noch die Effizienz steigern kann, zeigt unser Besuch bei Luzi Gerüste AG.

Sg. Die grössten Herausforderungen im Gerüstbau sind das Personal und Materialien, erklärt Jan Koch, Geschäftsführer Luzi Gerüste AG. Diese sind die grössten Kostentreiber, und wie überall im Baubereich sind die Kunden sehr preissensitiv. Um diese und andere Kosten optimieren zu können, hat der Betrieb im IT-Bereich investiert.

Digitale Buchhaltung und Kostenkontrolle

Koch kommt aus der IT-Branche und ist seit zwei Jahren Geschäftsleitungsmitglied bei Luzi Gerüste. Mit seinem Team hat er im vergangenen Jahr die Kreditoren-Debitoren und Administrations-Prozesse digitalisiert. Vorher wurde vieles manuell erfasst, sehr vieles davon doppelt. In der Administration hatte der Betrieb drei Stellen besetzt, jetzt arbeitet noch eine Person Teilzeit in diesem Bereich. Dank der Digitalisierung kann nun viel effizienter gearbeitet werden und der Prozess ist weniger fehleranfällig. Die Mitarbeitenden können sich auf die Kernaufgaben konzentrieren und sich um Spezialfälle sowie die Anliegen der Kunden kümmern.

Projektdossiers auf dem Tablet

«Auch die Projektdossiers haben wir digitalisiert und sie werden nun von den Mitarbeitenden digital vor- und nachbearbeitet», so Koch. Die digitale Variante sei sehr wichtig, denn so könne die gesamte Verarbeitungskette geplant werden. Die Erfassung aller Schritte wie beispielsweise Kurzberichte, Fotodokumentationen und das Materialmanagement sei damit effizienter. Übersicht und Ordnung konnten damit auch merklich verbessert werden. Die Mitarbeitenden auf den Baustellen wurden mit Tablets ausgestattet und haben somit alle aktuellen Informationen zur Baustelle direkt verfügbar und können Angaben vor Ort im entsprechenden Projektdossier aufnehmen. Diese Umstellung führte dazu, dass gewisse Mitarbeitende mehr Verantwortung und Kompetenzen übernehmen mussten. Dafür wurden die Mitarbeitenden gut geschult.

Mitarbeitende mit ins Boot holen

Diesen Veränderungsprozess in einer kurzen Zeit durchzuführen, hat jedoch auch gewisse Herausforderungen mit sich gebracht. Die Mitarbeitenden müssen unbedingt den Sinn hinter der Digitalisierung im Betrieb verstehen, dann machen sie auch mit. Kommunizieren, Bedenken und Ängste der Mitarbeitenden abholen und ihre Inputs einbeziehen sind ein Muss für solche Projekte. Die Geschäftsleitung müsse sich gut überlegen, wie sie die Leute abholt und mit gutem Beispiel vorangehen. Koch sagt: «Wir hatten Glück, weg vom Papier hin zum Tablet – das hat viele begeistert und die Prozesse verschlankt.» Alle Mitarbeitenden hätten sehr gut mitgemacht und viele hätten grosse Freude an den Tablets. «Die Mitarbeitenden denken nun mehr mit und bringen neue Inputs ein. Dadurch werden laufend mehr Dienste auf den Tablets zur Verfügung gestellt.»

Prozesse analysieren ist das A und O

Um einen solch grossen Veränderungsprozess vorantreiben zu können, hat Jan Koch vor der Umstellung eine Aufnahme aller Prozesse durchgeführt. Wie in vielen KMUs war auch bei der Luzi Gerüste AG alles in den Köpfen vorhanden, jedoch nicht dokumentiert. Anhand dieser Prozessaufnahme und vieler Gespräche mit Mitarbeitenden war klar, was digitalisiert werden kann und was nicht. Dabei können bestehende Prozesse, die jahrelang so gehandhabt wurden, auch verbessert werden. Softwaretechnisch musste vieles aufgerüstet und angepasst werden. Dabei war zu beachten, dass die Programme miteinander kompatibel sind. Inzwischen verantwortet eine Person die digitalen Systeme im Betrieb. Digitalisierungsprojekte leitet Jan Koch als Geschäftsleitungsmitglied noch immer selber. Diese seien strategisch wichtige Projekte und somit Chefsache.

Bewerbungsprozess digitalisieren – Bahnhof einrüsten

Bei der Luzi Gerüste AG stehen bereits die nächsten Digitalisierungsprojekte in den Startlöchern. Der Bewerbungsprozess sowie die Personaldossiers sollen digitalisiert werden. Auf die Frage was er nicht digital aufrüsten, sondern gerne mal einrüsten würde, antwortet er: «Ein Gerüst mit einem Notdach über einem grossen Bahnhof wäre spannend.» Jan Koch ist jedoch froh, muss er nicht selber auf die Gerüste hochklettern. Er bleibt lieber auf dem Boden.


Schwindelfrei auf dem Gerüst der Kirche Sogn Gion in Domat Ems.

Foto Luzi Gerüste AG

Steckbrief Luzi Gerüste AG

Gründungsjahr: 1985

Anzahl Mitarbeitende: 90

Berufe: Bauführer/-in, WerkstattMitarbeitende, Chauffeure/-se, Magaziner/-in, Gerüstbau-Polier/-in, Gerüstbau-Mitarbeiter/-in, KV

Sitz: Cazis

Website: www.luzi-gerueste.ch

Zur Serie KMU goes digital

Mitgliederfirmen, die den Fokus auf die Digitalisierung setzen, können sich melden bei: info@kgv-gr.ch

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