Kooperation, Nachwuchsförderung und attraktive Arbeitgeber

Massnahmen der Branchenverbände gegen den Arbeitskräftemangel

Bl, sg. Der Arbeitskräftemangel ist ein wichtiges Thema bei den verschiedenen Branchenverbänden in Graubünden. Wir haben bei der Tourismuswirtschaft, der Holzwirtschaft und den Hausärzten nachgefragt.

Kooperationen zwischen Hotels

Der Branchenverband Hotelleriesuisse Graubünden hat vor einem Jahr das Projekt «Hospitality Collaboration Lab» gestartet. Das Ziel des Labs ist Kooperationen zwischen den Hotels in ganz unterschiedlichen Bereichen zu stärken. Neben der Steigerung der Wertschöpfung soll auch dem Arbeitskräftemangel auf allen Stufen begegnet werden. Neben Synergienutzungen und Kooperationen im Bereich Einkauf, Energie und Nachhaltigkeit sind Massnahmen gegen den Arbeitskräftemangel ein wichtiger Teil des Projekts. Die beteiligten Hotels arbeiten an einer Fachkräfteinitiative, welche den Mitarbeitenden in der Bündner Hotellerie verschiedene Benefits offerieren will. Das Lab organisiert ebenfalls Schulungen für Hotels, um die Möglichkeiten und Grenzen von neuen Arbeitszeitmodellen zu zeigen. Ebenfalls Teil des Projekts ist die Entwicklung von Quereinsteiger-Programmen in Zusammenarbeit mit der EHL Hotelfachschule Passugg. Weitere Infos: www.hospitality-lab.ch

Nachwuchsförderung bei den Hausärzten

Der Hausärztemangel, insbesondere in den peripheren Regionen ist bekannt. Fast ein Drittel aller Hausärzte in Graubünden wird in den nächsten fünf Jahren in Pension gehen. Der Bündner Ärzteverein hat das Thema bereits vor bald zehn Jahren aufgegriffen. Im Zentrum des Programms steht die Ausbildung von jungen Hausärztinnen und Hausärzten. Mit der Ausbildungsplattform für angehende Hausärzte «Hausarztcurriculum» und der Vermittlungsplattform «Capricorn», zur Vorbereitung auf die Tätigkeit in einer Bündner Arztpraxis, wurden zwei Grundlagen für die Rekrutierung von jungen Ärztinnen und Ärzten geschaffen. Die Ausbildung der zukünftigen Hausärztinnen und Hausärzte findet einerseits im Spital und andererseits in den Praxen der Hausärzte statt. Seit 2021 wurde das Programm um eine Praxisassistenz für den Einstieg als Hausarzt sowie Weiterbildungen für junge Hausärzte erweitert. Die Praxisassistenzen dauern sechs Monate, in denen der Assistenzarzt das Handwerk des Hausarztes direkt unter Anleitung anwenden kann. Um die Attraktivität der Hausärzte zu steigern wird der Notfalldienst, welcher für Hausärzte verpflichtend ist, neu geregelt. Künftig soll der Notfalldienst in Zusammenarbeit mit den Gesundheitsversorgungsregionen geführt werden. Damit soll die zeitliche Belastung durch den Notfalldienst gesenkt werden.
Weitere Infos: www.buendneraerzteverein.ch

Netzwerk für eine attraktivere Arbeitswelt im Tourismus

Die Tourismusallianz Graubünden, bestehend aus den Branchenverbänden Gastronomie, Hotellerie und Bergbahnen, lancierte am 31. Januar das «Next Generation Board». Mit einem Netzwerk von engagierten jungen Fachkräften sollen die Arbeitsbedingungen in touristischen Betrieben auf die Bedürfnisse der jungen Generation ausgerichtet werden. In Workshops tauschten sich rund 80 Teilnehmende über ihre Arbeitswelt aus. Die junge Generation der Millennials wollen diese aktiv mitgestalten. Die Themen waren unter anderem Image der Branche, flexiblere Arbeitszeiten, Work-Life-Balance, Arbeitskultur, flachere Hierarchien sowie bezahlbaren Wohnraum für Arbeitnehmende. Eine neue Arbeitswelt in einem Betrieb zu schaffen ist ein langer Veränderungsprozess und harte Arbeit. Es ist jedoch auch eine Investition in die Zukunft, denn Mitarbeitende, die Freude an ihrer Arbeit haben, sind für den Tourismus unentbehrlich. Jeder Betrieb muss seinen eigenen Weg finden. Den Weg der Veränderung muss jeder Betrieb angesichts des Arbeitskräftemangels gehen, waren sich alle Teilnehmenden einig. Inspiriert wurde das Tourismus-Netzwerk vom hausinternen Futura-Netzwerk der GKB, welches 2015 als Talentboard gestartet hat. Mit dem «Next Generation Board» der Tourismusallianz organisieren sich die jungen Berufsleute künftig selbst, suchen aus ihrer Perspektive Antworten auf die Herausforderungen ihrer Betriebe und erarbeiten eigene Lösungsansätze, die sie dann in ihrem Betrieb testen. Wichtig ist der Erfahrungsaustausch zwischen den Mitgliedern des Netzwerks. Davon profitiert die gesamte Tourismuswirtschaft.
Weitere Infos: https://www.gastrograubuenden.ch/next-generation-board

Im Netzwerk «Next Generation Board» entwickeln Millenials die Arbeitswelt von morgen. Foto: Marco Hartmann

Fachkräfte in der Holzwirtschaft behalten

Am Jahrestreffen der Vorstandsmitglieder der Trägermitglieder von Graubünden Holz, welches am 24. Januar stattgefunden hat, stand der Arbeitskräftemangel in der Holzwirtschaft im Fokus. Vertreter der Branchen Forst, Holzindustrie, Holzbau und Schreiner haben sich zu den Gründen für den Fachkräftemangel und mögliche Lösungen ausgetauscht. Die Branchenverbände sehen das primäre Problem nicht in der beruflichen Grundbildung, denn es gebe noch genügend Lernende in der Holzwirtschaft. Das Problem sehen sie in der Abwanderung von gut ausgebildeten Fachpersonen. Die Konkurrenz von anderen Branchen und den Gemeinden bei den Löhnen und Arbeitsbedingungen seien eine wichtige Ursache für die Abwanderung. Im Rahmen eines Referats und einer Diskussionsrunde mit Stephan Boner und Pascal Huber (fundamensch GmbH) wurde das Thema attraktive Arbeitgeber aufgegriffen. Wichtig seien gemäss den Branchenvertretern flexible Arbeitsbedingungen und weniger Teilzeitarbeit. Die Holzunternehmer müssen die Freude und den Stolz am Beruf weitergeben, denn die Freude halte die Fachleute in der Branche, so der Tenor. Das Thema Ausbildung von Quereinsteigern, Image der Holzbranche aber auch die Frühförderung mittels einer Holzwoche analog zur MINT-Woche wurden besprochen.

Weitere Infos: www.graubuendenholz.ch

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