KMU-Frauentagung im Zeichen der Bündner Genusskultur

Die KMU-Frauentagung zum Thema «Genusskultur und Nahrungsmittelproduktion in Graubünden» fand am Freitag, 28. Oktober im Engadin statt. Die Tagung stand im Zeichen der Bündner Genusskultur und der einheimischen Lebensmittelproduktion.

Rund 80 KMU-Frauen durfte der Bündner Gewerbeverband zur jährlichen KMU-Frauentagung in St. Moritz begrüssen. Sabina Wolf, Organisatorin des Anlasses, begründete die Wahl des Engadins für die Tagung damit, dass einerseits noch nie eine KMU-Tagung im Engadin stattfand und dringend geändert werden musste und anderseits, weil die Engadiner und die Bevölkerung der Südtäler ein Volk von Zuckerbäcker waren. Kaum ein anderer Beruf hat die weltweite Repräsentation der Schweizer Kulinarik so geprägt, wie die der Zuckerbäcker aus Graubünden. In einer interaktiven Umfrage haben die KMU-Frauen unter den Nahrungsmitteln Kartoffeln, Obst/Gemüse, Käse und Getreide das Bündnerfleisch ganz klar als typisches Nahrungsmittel aus Graubünden bewertet. Bei den Genussmitteln stand der Wein an erster Stelle, gefolgt vom Bier und dem Branntwein.

Bündner Genusskultur und aktuelle Foodtrends

Zum Thema «Die Zukunft der Genusskultur in Graubünden» referierte Leonie Liesch, Geschäftsführerin von graubündenVIVA. Sie zeigte auf, wie der Verein die regionalen Produkte fördert, damit die gesamte Wertschöpfung im Kanton bleibt. Das Ziel ist, die Themen Ernährung und Kulinarik in Graubünden zu stärken und Graubünden als Hochburg der alpinen Genusskultur zu positionieren. Danach referierte der bekannte Foodscout Richard Kägi, der immer seiner Nase nach auf der Suche nach Köstlichkeiten und Trends im Food- und Genussbereich ist. Kägi war lange Zeit bei Globus Delicatessa für den Einkauf zuständig und bereiste die ganze Welt auf der Suche nach erlesenen Nahrungs- und Genussmitteln. Er zeigte auf, was heute und morgen angesagt ist und wie man selbst am Puls der Zeit bleibt. Saisonal, regional und lokale Produkte sind klar im Trend, für Kägi wird aber der gute Geschmack immer im Trend liegen. Das Mittagsmenü wurde mit Rezepten von Kägi und vom Küchenteam des Hotel Laudinella unter der Leitung von Küchenchef Philipp Bischoff und seinem Team gekocht. Anschliessend gaben fünf Bündner Betriebe einen Einblick in ihre lange Tradition der Nahrungsmittelproduktion und der Genusskultur.

Kaffee und Bergkartoffeln

Sabina Cloesters, Geschäftsführerin von Cafè Badilatti, der höchst gelegenen Kaffeerösterei Europas, erzählte, wie sie das Familienunternehmen nach der vierten Generation im Jahr 2019 übernommen hat. Einige haben ihr dies als Frau anfangs nicht zugetraut. Cloesters ist nicht bloss die erste Frau an der Spitze des Kaffeeunternehmens aus Zuoz, sondern auch die erste Führungskraft ausserhalb der Badilatti-Familie. Seit der Pandemie steht Regionalität im Zentrum. Sie konnten in dieser Zeit viele Privatkunden gewinnen in dem sie, nebst den gewöhnlichen Kaffeebohnen, auch Kaffeekapseln im Sortiment aufgenommen haben. Auch Marcel Heinrich, Geschäftsführer der Albula Bergkartoffeln aus Filisur, wurde anfangs nicht ernst genommen, als er alte Kartoffelsorten in allen Variationen verkaufte. Inzwischen produziert der Betrieb eindrückliche Mengen und verkauft diese in der ganzen Schweiz. Um die Bergkartoffeln im Albulatal auf 1000 Meter über Meer zu kultivieren, ist viel Handarbeit notwendig. Nebenbei erhalten die Kartoffeln auf dieser Höhe einen einzigartigen Geschmack. Nebst Kartoffeln, produziert Heinrich Fleisch und verschiedene Getreidesorten und die etwas in Vergessenheit geratene Bergackerbohne, die, wie er verriet, auch zu Humus verarbeitet werden kann.

Silser Kugeln und die Initiative 100%-Valposchiavo

Didier Grond, Geschäftsführer der Furnaria Grond SA, liess sich von der Natur für seine Silserkugeln inspirieren und setzt auf eine nachhaltige regionale Produktion. In verschiedenen Filialen im Engadin können seine Produkte, die ohne künstliche Zusatzstoffe gebacken werden, erworben werden. Die Regionalität beim Produkt zieht Grond bis zum Namen seiner Hausspezialitäten wie das Konfekt «Wildtierfutter», die Pralinen «Munggäknacker» oder mit Nougat gefüllte «Steinbockhörner» durch. Damit die gesamte Wertschöpfung im Tal bleibt, setzt sich Kaspar Howald, Tourismusdirektor von Valposchiavo, ein. Die mehrmals preisgekrönte Initiative 100%-Valposchiavo soll die Herkunft der regionalen Produkte nachvollziehbar machen. Zwölf Gastbetriebe im Tal haben sich zusammengeschlossen und gemeinsam die “Charta 100% Valposchiavo” unterzeichnet. Damit verpflichten sie sich, den lokalen Spezialitäten auf ihren Speisekarten einen ganz besonderen Platz einzuräumen. 100%-Valposchiavo möchte nicht nur die Wertschöpfung im Tal steigern, sondern auch die Arbeitsplätze erhalten und das Know-how und die Tradition weiterführen.

Bündner Genusskultur als wichtiger Tourismusfaktor

Francesca Sostmann-Märky, Gastgeberin des Hotel Steffani St. Moritz, hat mit ihrer Schwester den Hotelbetrieb von ihren Eltern übernommen. Sie punkten bei den Gästen mit regionalen Spezialitäten und sind inzwischen damit sehr erfolgreich unterwegs.

Die KMU-Frauentagung wurde mit einer Podiumsdiskussion, geleitet von Richard Kägi zur kulinarischen Zukunft in den Bergen, abgerundet. Die nächste KMU-Frauentagung findet in einem Jahr am Freitag, 27. Oktober 2023 statt.

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