Wiedereingliederung am Arbeitsplatz lohnt sich für alle Beteiligten

Angesichts des Arbeitskräftemangels ist es für Unternehmen zunehmend interessant, Mitarbeitenden nach länger dauernder Arbeitsunfähigkeit den Wiedereinstieg am Arbeitsplatz zu ermöglichen. Auch wenn die Arbeitsleistung nicht gleich ist wie vor dem Ausfall, lohnt sich die weitere Beschäftigung in den meisten Fällen. Bestehende Mitarbeitende sind bereits eingearbeitet, kennen den Betrieb und das Team. Damit eine Wiedereingliederung gelingt, müssen alle Beteiligten frühzeitig gemeinsam nach individuellen Lösungen suchen.

Thomas Pfiffner/Bl. Seit 2016 gibt es das reWork-Netzwerk Graubünden, welches sich im Bereich der beruflichen Wiedereingliederung engagiert. Dieses bringt verschiedene Player an einen Tisch. Neu können auch Unternehmen Teil des Netzwerks werden.

Ein Mehrwert für alle Beteiligten

«Für die RhB zeigt die Verpflichtung als reWork-Supporter, dass für unser Unternehmen die Gesundheit der Mitarbeitenden sehr wichtig ist und wir uns auch darum kümmern», sagt Astrid Schmid, HR-Beraterin in der Personalabteilung der Rhätischen Bahn. Wir wollen unseren Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern nach einer Arbeitsunfähigkeit möglichst schnell einen Wiedereinstieg am Arbeitsplatz ermöglichen. Auch Alexander Villiger, Leiter Personal bei der Graubündner Kantonalbank (GKB), sieht im reWork-Netzwerk Vorteile, sowohl für die Arbeitgeber als auch für Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer. «Die schnelle Wiedereingliederung am Arbeitsplatz nach einem Unfall oder einer längeren Krankheit bringt allen Beteiligten etwas», sagt er. Wenn sich die Bank bei einer sinnvollen Initiative einbringen und ihre Erfahrungen in diesem Bereich teilen könne, sei das für sie keine Frage mitzumachen. Als reWork-Supporter sehe sie ihre Aufgaben so, dass man sich auch überdurchschnittlich für das Netzwerk engagiere, sagt Myriam Keller, Leiterin der Unternehmenseinheit Ressourcen bei den Psychiatrischen Diensten Graubünden.

Aktive Beteiligung gefragt

Gemäss Thomas Pfiffner, Leiter IV-Stelle Graubünden und Koordinator des reWork-Netzwerks, sind Unternehmen jeglicher Grösse als Supporter willkommen. Als reWork-Supporter verpflichtet sich das Unternehmen, dass man einen systematischen Wiedereingliederungsprozess einführt, sich aktiv an den Netzwerkveranstaltungen beteiligt und sich auch in der Öffentlichkeit zum Netzwerk bekennt. Eine weitere Voraussetzung, um als reWork-Supporter anerkannt zu werden, sei die Information der Geschäftsleitung über das Netzwerk und dass diese das Projekt auch mittrage. Ebenfalls verpflichten sich die Supporter, die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter über reWork zu informieren. Darüber hinaus werden diese Unternehmen auf der Website www.rework-gr.ch als Supporter aufgeführt.

Die neuen reWork-Supporterinnen und -Supporter im Austausch mit dem IV-Stellenleiter. Von links: Alex Villiger (GKB), Astrid Schmid (RhB), Thomas Pfiffner (IV-Stelle), Myriam Keller (PDGR).

Strukturierter Prozess zur Wiedereingliederung

Das wichtigste Instrument für die erfolgreiche Wiedereingliederung von Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmern nach einer länger dauernden Arbeitsunfähigkeit ist das REP, das «Ressourcenorientierte Eingliederungsprofil». Dabei handelt es sich um ein Formular, das Arbeitgeber gemeinsam mit den betroffenen Personen ausfüllen. Darin werden die körperlichen und psychischen Anforderungen sowie die Rahmenbedingungen am Arbeitsplatz beschrieben. Der behandelnde Arzt stellt die Arbeitsfähigkeit anschliessend auf Basis dieser Informationen aus. Dies ermögliche eine präzisere Einschätzung der Belastbarkeit und helfe, den Wiedereinstieg für beide Seiten optimal zu gestalten, wie das Netzwerk auf seiner Website schreibt. Die Anwendung des REP oder vergleichbarer Instrumente sind eine weitere Voraussetzung, um als reWork-Supporter ins Netzwerk aufgenommen zu werden.

Das REP in der Praxis bei Bündner Unternehmen

Bis Ende letzten Jahres hat die RhB ihr Case Management durch die Bereichspersonalleitenden und nicht zentral durch eine verantwortliche Person im HR gesteuert, sagt Schmid. Deshalb gelangte das REP nur punktuell zum Einsatz. «Nun haben wir im HR die Aufgaben im Zusammenhang mit der Reintegration konzentriert», so Schmid weiter. Durch diese Bündelung der Zuständigkeit dürfte das REP bei der RhB vermehrt bei Bedarf zum Einsatz gelangen. Den koordinierten Prozess für die Wiedereingliederung von Mitarbeitenden schätzt auch die GKB. «Als verantwortungsvoller Arbeitgeber ist es uns wichtig, dass wir für Mitarbeitende, die unverschuldet krank werden oder einen Unfall haben und dadurch mit einer Leistungseinbusse konfrontiert sind, immer nach Lösungen suchen, um diese weiter bei uns zu beschäftigen», sagt Villiger. Bisher sei dieser Prozess mit all den involvierten Stellen teilweise recht kompliziert und verzettelt gewesen. Das koordinierte Vorgehen im Rahmen des reWork-Netzwerks helfe, diesen Prozess zu vereinfachen. «In Graubünden haben wir heute schon eine gute Zusammenarbeit zwischen den einzelnen Institutionen bei der Wiedereingliederung von Arbeitnehmenden», ist Keller überzeugt. Für die Psychiatrischen Dienste Graubünden sei als Supporter des reWork-Netzwerks im Vordergrund gestanden, dass dadurch eine noch engere und vernetztere Zusammenarbeit aller involvierten Parteien möglich wird.

Zum reWork-Netzwerk Graubünden

Ein erfolgreicher Wiedereinstieg nach länger dauernder Arbeitsunfähigkeit am Arbeitsplatz gelingt nur, wenn alle Beteiligten zusammenarbeiten. Mit dieser Absicht haben sich Bündner Arbeitgeberverbände, Sozialversicherungen, Vertreterinnen und Vertreter des Gesundheitssystems und der Gewerkschaften zum Netzwerk reWork zusammengeschlossen. Das Netzwerk reWork Graubünden gibt es seit 2016 und macht sich für den Austausch und die Zusammenarbeit aller Beteiligten stark, informiert und vernetzt.

Als Unternehmen Supporter des Netzwerks reWork Graubünden werden

Supporter des Netzwerks reWork Graubünden können alle Firmen mit Sitz in Graubünden werden. Die Grösse der Unternehmen spielt dabei keine Rolle, auch KMU sind als Supporter willkommen. Informationen und die Möglichkeit zur Anmeldung finden Sie auf: www.rework-gr.ch/aktiv/

Bild: stock.adobe.com

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